«Wie Phönix aus der Asche?»
Alternative Anlagen
Beendet die Coronakrise die Ära, in der die Konsumentenpreise kaum steigen? Immer mehr Ökonomen und Marktexperten warnen, dass es zu einem Anstieg der Inflation kommen wird – «wie Phönix aus der Asche?». Wie die nachfolgende Grafik veranschaulicht, erzählen die aktuellen Teuerungszahlen noch eine ganz andere Geschichte:
Die deflationären Tendenzen sind deutlich zu erkennen. Sogar China – mit zuvor hohen Inflationsraten – ist mittlerweile in eine Deflation abgerutscht, was zuletzt in der Finanzkrise der Fall war. In den kommenden Monaten werden die Inflationsraten aufgrund des Basiseffektes jedoch deutlich zulegen. Bei diesem statistischen Phänomen fallen die Veränderungsraten – die Inflation wird zum Vorjahreswert verglichen – verzerrt aus, da der Basiswert viel tiefer war als der aktuelle. Treiber sind vor allem die Rohstoffpreise, die sich seit ihren Tiefstständen im April 2020 deutlich erholt haben. Die entscheidende Frage wird somit sein, ob es nach dem Auslaufen des Basiseffekts wirklich zu einer längeren Phase mit hoher Inflation kommt? Es gibt einige Argumente die dafürsprechen. Durch die Wertpapierkäufe der Zentralbanken ist die Geldmenge in die Höhe geschossen. In den USA ist die Geldmenge M2, bestehend aus Bargeld, Sicht- und Termineinlagen, innerhalb eines Jahres um 25.8% auf einen Rekordwert von USD 19.4 Bio. gestiegen. Hinzu kommt eine expansive Fiskalpolitik. Gemäss dem Internationalen Währungsfonds (IWF) sind die weltweiten Rettungspakete, gemessen an der jährlichen Wirtschaftsleistung, mit rund 9% fast doppelt so hoch wie die Hilfen nach der Finanzkrise 2009. Entscheidend wird sein, ob die staatlichen Hilfen den Nachfrageeinbruch nur ausgleichen oder überkompensieren und ob das neu geschaffene Geld auch in den Wirtschaftskreislauf fliesst. Sollte es tatsächlich zu einem nachhaltigen Anstieg der Konsumentenpreise kommen, würde sich als Inflationsschutz für das Portfolio ein Investment in einen breiten Rohstoffindex mittels ETF anbieten.
Konjunktur
Die wichtigsten Konjunkturdaten in den USA fielen im Monatsverlauf sehr stark aus. Insbesondere die harten Daten zum Detailhandel und der Industrieproduktion übertrafen sämtliche Erwartungen. So lag der Industrieproduktionsindex nur noch 1.90% unter dem Niveau von vor der Pandemie. Die US-Wirtschaft befindet sich somit weiterhin auf Erholungskurs. Für die nächsten Monate dürften die expansive Fiskalpolitik, die Impffortschritte und die Lockerungen der Corona- Schutzmassnahmen weiter Auftrieb geben. Bezüglich konjunktureller Erholung bildet Europa wiederum das Schlusslicht. Aufgrund des langsamen Impftempos und den harten Lockdowns sollte es nach dem vierten Quartal 2020 auch im ersten Quartal 2021 zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und zum erneuten Fall in die Rezession kommen. Für den weiteren Verlauf wird aber auch in Europa mit einer starken Erholung gerechnet, da sich die Konjunkturerwartungen für die zweite Jahreshälfte deutlich aufgehellt haben. Sollte der globale Aufschwung im zweiten Halbjahr wie erwartet stark zulegen, könnte die Inflation deutlich an Fahrt aufnehmen.
Aktien
Der japanische Nikkei 225 Index überbot nach rund 30 Jahren wieder die Marke von 30’000 Punkten und lässt mit einer Performance von 10% seit Jahresanfang sämtliche Aktienmärkte hinter sich. Das bisherige Allzeithoch von knapp 39’000 vom Dezember 1989 ist zwar noch etwas entfernt, rückt aber wieder in den Bereich des Möglichen.
Ein Grund hierfür ist, dass die japanische Zentralbank im Rahmen ihrer Geldpolitik am japanischen Aktienmarkt investiert und damit für eine gewisse Grundnachfrage sorgt. Zudem sorgt die Zuversicht auf eine weltweite wirtschaftliche Erholung für verstärkte Investitionen in Unternehmen zyklischer Sektoren. Diese sind im Nikkei 225 besonders stark vertreten. Dieser Favoritenwechsel – weg von den beliebten Wachstumswerten hin zu konjunktursensitiven Substanzwerten wie Value-Aktien – ist aktuell an sämtlichen Aktienmärkten zu beobachten. Ob sich hieraus ein Trend entwickeln wird, lässt sich aktuell noch nicht sagen. Sollte sich die Konjunktur stärker entwickeln als erwartet, die Inflation kräftig zulegen und in Folge dessen die Zinsen steigen, wäre dies das beste Umfeld für diese Value-Aktien.
Obligationen
Die erwartete Inflation für die USA ist auf 2.30% gestiegen, so hoch wie zuletzt im Jahr 2014. Gleichzeitig sind Renditen langfristiger US-Staatsanleihen in den vergangenen Tagen markant angestiegen. Die zehnjährigen US Treasuries durchbrachen die Schwelle von 1.5% und liegen damit wieder auf dem Niveau wie zu Beginn der Pandemie. Der US-Notenbankchef Jerome Powell versuchte dem Anstieg jedoch etwas den Wind aus den Segeln zu nehmen und machte klar, dass er nicht vorhabe, die Geldpolitik trotz steigender Inflationserwartungen der Anleger in naher Zukunft zu straffen. Trotzdem schätzen wir das Risiko für weiter steigende Renditen im Jahresverlauf als höher ein und halten an unserer Untergewichtung bei den Obligationen und den kürzeren Laufzeiten fest.
Währungen
An der Währungsfront schwächelt seit Jahresanfang der sonst so starke Franken. Der EUR/CHF durchbrach die 1.10 und liegt somit höher als vor Covid-19. Unser Trendsignal sprang schon Mitte September 2020 auf pro EUR, weshalb wir seit diesem Zeitpunkt die EUR-Aktienpositionen nicht mehr abgesichert haben. Die aktuelle Schwäche des Frankens ist auch ein Anzeichen dafür, dass eine wirtschaftliche Erholung sowie eine anziehende Inflation eingepreist werden. In einem solchen Umfeld – «Risk-On» – werden vor allem Rohstoffwährungen wie AUD, CAD und NOK verstärkt nachgefragt. Unsere Signale raten diese Währungen gegen CHF, EUR und USD nicht abzusichern, sondern «Long» zu gehen.