«Unterschätzte Krisenmanager»

Aktien

Vor dem Corona-Schock hatten viele Finanz- und Wirtschaftsexperten gebetsmühlenartig davor gewarnt, dass die Notenbanken im Fall einer erneuten Krise ihre Möglichkeiten für die Stützung der Märkte ausgeschöpft bzw. neue Massnahmen keine grosse Wirkung mehr hätten. Doch die Zentralbanken wurden ein weiteres Mal als Krisenmanager unterschätzt und mutierten zu den entscheidenden Akteuren. Mit ihrer Geldpolitik sicherten sie am Höhepunkt der Krise die Liquidität am Markt, damit der Geldmarkt nicht – wie in der Finanzkrise 2008 – austrocknete.

«Doch die Zentralbanken wurden ein weiteres Mal als Krisenmanager unterschätzt und mutierten zu den entscheidenden Akteuren.»

Durch die Staatsanleihenkäufe finanzieren die Notenbanken zu dem die billionenschweren fiskalpolitischen Massnahmen der Regierungen zur Stützung der Wirtschaft. Zusätzlich unterstützten sie Unternehmen zum Teil direkt durch die Vergabe von Krediten oder durch den Kauf von Unternehmensanleihen. Mit diesen Massnahmen haben sie es erneut geschafft, die Märkte zu beruhigen. Dies führte zu kräftigen Erholungen an den Aktienmärkten und trieb diese zum Teil bereits wieder auf neue Höchststände – wie den S&P 500 und den Technologieindex Nasdaq 100, welche per 18. August 2020 mit 5% bzw. mit unglaublichen 25% im Plus liegen. Die europäischen Aktienmärkte hinken den amerikanischen erneut hinterher und liegen noch unter den Jahresendständen. Unbestritten ist: Der Kampf gegen COVID-19 treibt die Verschuldung weiter nach oben. So wird in den USA aufgrund des Wirtschaftseinbruchs im zweiten Quartal 2020 von -32.9% ein starker Anstieg der Staatsverschuldung in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 136% prognostiziert. Dieser Wert würde über dem Rekord aus dem Jahr 1946 (Ende Zweiter Weltkrieg) liegen, wie nachfolgende Grafik zeigt:

Ist das Maximum nun erreicht und die Schuldenblase platzt? Kritiker der eingeschlagenen Politik würden diese Frage sofort mit «Ja» beantworten, jedoch predigen sie dies schon seit vielen Jahren. In einem Punkt sind sich jedoch alle einig, nämlich, dass die Staaten ihre Schulden niemals zurückzahlen können. Auch für dieses Problem werden die Notenbanken früher oder später in die Bresche springen müssen, zum Beispiel mit dem Erlass oder der Monetarisierung der Schulden. Das Vorgehen der Zentralbanken scheint somit auch in Zukunft alternativlos, denn würden sie nicht mehr eingreifen, wäre das Finanzsystem in seiner heutigen Form Geschichte.

Konjunktur

Die zuvor beschriebenen Massnahmen der Notenbanken und Regierungen zeigen ihre Wirkung auch in den Wirtschaftsdaten. So hat in den USA die konjunkturelle Erholung – trotz der hohen Zahl an Neuinfektionen – auch im Verlaufsmonat angehalten. Die Detailhandelsumsätze haben eine V-Erholung vollzogen und liegen bereits höher als vor der Corona-Krise. Auch die Industrieproduktion hat sich kräftig erholt und die Lage am Ar-beitsmarkt weiter entspannt. Die Daten aus der Eurozone sind mehrheitlich erfreulich ausgefallen. Vor allem die vorauslaufenden Konjunkturdaten – wie die Einkaufsmanagerindizes – konnten stark zulegen und liegen zum Teil deutlich über der Wachstumsschwelle von 50. Das V-Szenario für die globale wirtschaftliche Erholung ist aus unserer Sicht somit weiter intakt.

Obligationen

Die gigantischen Stimulierungsmassnahmen der Notenbanken und die riesigen Fiskalprogramme der Regierungen veranlassen diverse Experten wieder einmal, den mahnenden Inflationsfinger zu heben. Aber diesen Finger heben sie schon seit der Finanzkrise, wobei es nie zu hoher Inflation gekommen ist. Ganz im Gegenteil lag die Inflation seit der Finanzkrise meistens unter der Zielmarke von 2%.

Die US-Konsumentenpreise (CPI) sprangen im Zuge der wirtschaftlichen Erholung von 0.6% auf 1%. Auch die Core CPI, welche Nahrung und Energie ausschliesst, konnte deutlich auf 1.6% zulegen. Die US-Notenbank (Fed) schaut jedoch auf die Core PCE Rate, welche einen breiteren Warenkorb alsder CPI abbildet. Dieser Wert liegt mit 0.95% am tiefsten und deutlich unter der Zielquote von 2%. Die aktuelle Inflation stellt somit für die ultra-expansive Geldpolitik keine Gefahr dar. Ob es in Zukunft zu einem starken bzw. sprunghaften Anstieg kommt, kann aufgrund der Geldpolitik nicht ausgeschlossen werden. Wir messen diesem Risiko aber eine tiefe Wahrscheinlichkeit bei. Notenbanken werden auch in näherer Zukunft eher mit tiefen, denn mit hohen Inflationsraten zu kämpfen haben. Folglich wird es kaum zu starken Anstiegen in der Zinslandschaft bzw.bei den Renditen von Anleihen kommen.

Währungen

Haben die Anleger auf der Spitze der Corona-Krise noch auf die Sicherheit des Greenbacks gesetzt, hat sich das Blatt danach gewendet und der US-Dollar hat – gemessen an den wichtigsten Währungen (US-Dollar Index) – seit Ende März rund 10% an Wert verloren. Die Leitzinssenkung auf 0% und die Anleihenkäufe der Fed trugen dazu bei, dass der Zinsvorteil gegenüber anderen Währungen stark zurückkam. Folglich hat die US-Valuta bei den Investoren an Attraktivität eingebüsst. Unsere Indikatoren zeigen schon länger einen schwachen US-Dollar an, weshalb wir an unseren USD-Absicherungen in den CHF und EUR Mandaten festhalten.

Alternative Anlagen

Nach rund 9 Jahren ist es geschafft: Gold hat am 6. August 2020 einen neuen Rekordstand von USD 2’063 erreicht. Auch das gelbe Edelmetall profitierte von der extrem lockeren Geldpolitik, wodurch die Zinsen bzw. Realzinsen für längere Zeit tief gehalten werden, was das Halten von Gold billiger macht (tiefere Opportunitätskosten). Getreu dem Motto «the trend is your friend» bleiben wir in Gold investiert.

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