«Unendlich»

Aktien

Eine Aufgabe die niemals zu Ende geht, braucht eine «unendliche» Denkweise. Dieser Standpunkt trifft im Besonderen bei der Geldanlage zu. Wo stehen die Aktienmärkte Ende 2022? Kommt es zu einer Stagflation? Welche Anlagen laufen in diesem Jahr am besten? Diese Fragen kann niemand mit absoluter Sicherheit beantworten, da es niemand weiss. Finanzexperten versuchen zwar immer wieder, mittels Prognosen solchen Fragen nachzugehen, jedoch mit mässigem Erfolg. Eine derartige «endliche» Denkweise, sprich ereignisbezogen, ist beim Investieren meistens nicht von Erfolg gekrönt. Anleger sollten «unendlich» denken und sich nicht von Prognosen und «überdrehten» Szenarien verrückt machen lassen.

Bei der Geldanlage geht es nicht um einzelne Monate, sondern um Jahre. Die Zeit ist der stärkste Verbündete des Investors. Wer Zeit hat, kann Kursrücksetzer aussitzen und sie als das anerkennen, was sie sind: Normalität an der Börse. «Unendlich» mag abstrakt klingen, ist aber wichtig für das Verständnis, denn auch die Aktienmärkte sind unendlich. Was sich an den Börsen verändern, beschleunigen oder umkehren kann, ist die Richtung bzw. der Trend. Mittels unseres quantitativen Anlageansatzes versuchen wir, die langfristigen Trends zu erkennen. Kurzfristig kann dies zu Abweichungen führen, doch langfristig gesehen wirkt es sich positiv auf die Wertentwicklung des Portfolios aus. Auch mittels der Neue Bank Ampel versuchen wir zu erkennen, ob sich die Aktienmärkte in einem Aufwärts- oder Abwärtstrend befinden. Im Berichtsmonat ist die Ampel trotz des unsicheren Umfelds von neutral (gelb) auf leicht bullisch (hellgrün) gesprungen. Folglich haben wir Aktien zugekauft und sind nun leicht übergewichtet.

Konjunktur

Aufgrund des Krieges in der Ukraine und der daraus resultierenden Sanktionen, steigen in Europa bei den Anlegern die Konjunktursorgen. Die Anfang April durchgeführte Umfrage von Sentix unter institutionellen und privaten Anlegern bestätigt das Bild. Die Konjunkturerwartungen für die nächsten 6 Monate fielen auf den tiefsten Stand seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020. Im Gegensatz zu den Anlegern zeigen sich die Unternehmen noch deutlich optimistischer. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in der Eurozone fiel zwar von 58.2 auf 56.5, liegt aber noch deutlich über der Wachstumsschwelle von 50. Auch unsere Indikatoren deuten auf eine abnehmende Wirtschaftsdynamik hin, sprechen aber noch klar gegen eine Rezession.

Obligationen

Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine lassen die Verschuldung der Staaten auf immer höhere Niveaus steigen. Die angehäuften Schulden können nur bezahlt werden, wenn die Zinsen tief bleiben – im Idealfall tiefer als die Inflation. Mittels negativer Realzinsen lassen sich die riesigen Schuldenberge so langsam «weginflationieren». Voraussetzung ist, dass die Inflation nicht völlig aus dem Ruder läuft und die Menschen das Vertrauen in das Geldsystem nicht verlieren. Die Inflation in den USA liegt bei 8.5% – so hoch wie zuletzt Anfang der 80er Jahre. Trotz der aktuell hohen Geldentwertung fürchten die Märkte das Szenario einer nachhaltig hohen Inflation noch nicht, da die erwartete Inflation für die nächsten zehn Jahre noch bei 2.97% liegt. Das lässt sich aus der Differenz der Renditen gewöhnlicher und inflationsgeschützter US-Staatsanleihen ablesen, der sogenannten Break-Even-Inflation:

Die Geldentwertung gemessen an der Break-Even-Inflation ist somit noch nicht völlig ausser, Kontrolle. Zudem versuchen die US-Notenbanken mit dem Einstellen der Wertpapierkäufe sowie ersten Zinserhöhungen, die Inflationsdynamik zu bremsen. Die Renditen können in diesem Umfeld noch weiter anziehen, wenn auch nicht mehr im selben Tempo. Wir halten an unserer Untergewichtung in Obligationen fest.

Währungen

Die Teuerung ist auch in der Schweiz auf dem Vormarsch, jedoch im Vergleich zum Euroraum und den USA befindet sie sich mit 2.4% auf einem deutlich tieferen Niveau. Der Hauptgrund dafür ist der Franken, der als Teuerungsbarriere fungiert. Seit Jahrzehnten wertet sich der CHF stetig auf, besonders in Krisenzeiten – wie aktuell dem Ukrainekrieg – was wiederum meist mit einem höheren Ölpreis und folglich mehr Inflation einhergeht. Die Aufwertung der Landeswährung dämpft den Preisanstieg in der Schweiz, stärkt die Kaufkraft gegenüber dem Ausland und veranlasst die Exportunternehmen, ihre Preise niedrig zu halten.

Alternative Anlagen

Aufgrund der verstörenden Bilder aus der ukrainischen Ortschaft Butscha hat die EU-Kommission Anfang April das fünfte Sanktionspaket gegen Russland geschnürt. Mit dem Vorschlag eines Einfuhrverbotes für Kohle, wäre erstmals auch der Energiebereich von den Sanktionen erfasst. Einiges härter würde Russland hingegen ein Importverbot von Öl und Gas treffen. Bei Rohöl wäre im Gegensatz zu Erdgas in kurzer Frist eine Substitution möglich. Auf Regierungsebene herrscht diesbezüglich jedoch weiter keine Einigkeit in der EU. Insbesondere Deutschland, Italien, Österreich und Ungarn wollen bzw. können nicht vollständig auf russisches Gas verzichten, weil sie aufgrund der starken Abhängigkeit einen Einbruch der Wirtschaft befürchten. Solange der Krieg andauert und es keine Lösung betreffend Öl und Gas gibt, wird die Preisentwicklung bei diesen Rohstoffen volatil bleiben.

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