«Schulden-Perpetuum-mobile»

Obligationen

Finanzexperten kritisieren das Vorgehen der Notenbanken fast täglich. Denn kaum jemand hat die Geld- und Fiskalpolitik seit 2008 in diesem Umfang gewollt. Doch weder damals noch 2020 hatten die Notenbanken eine andere Wahl, als die Geldschleusen zu öffnen. Die Alternative wäre ein kollabierendes Finanzsystem mit drastischen Folgen für die gesamte Weltbevölkerung gewesen. Die Notenbanken haben sich für das kleinere Übel entschieden und die Finanzmärkte sowie Staaten mit Billionen von US-Dollar gestützt. Infolgedessen bewegt sich die Staatsverschuldung in vielen Ländern auf Rekordniveau. Es kann aber nicht davon ausgegangen werden, dass Regierungen in Zukunft wirksame Reformen zur Entschuldung initiieren können. Ganz im Gegenteil werden die Staaten weiterhin mit anhaltend hohen Staatsausgaben, bei gleichzeitig niedrigem Wirtschaftswachstum zu kämpfen haben.

«Das japanische Beispiel des «Schulden-Perpetuum-mobile» wird als eine Art Vorzeigemodell gesehen, um das Schuldenproblem der Welt zu umgehen.»

Wie können die Regierungen ihre Schuldentragfähigkeit somit auch in Zukunft bewältigen? Als Beispiel könnte hier Japan dienen, das Land mit der höchsten Staatsverschuldung (260% des BIP). Bereits im Jahr 1999 senkte die Bank of Japan (BoJ) die Leitzinsen auf 0%. Im März 2001 startete sie mit breit angelegten Staatsanleihenkäufen (Quantitative Easing) und betreibt seit September 2016 eine Zinskurvenkontrolle. Dabei kann die BoJ unbegrenzt zehnjährige japanische Staatsanleihen kaufen, um deren Rendite um die Marke von 0% zu halten. Obwohl sich die Staatschulden seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt haben, ist die Zinslast immer weiter gesunken (vgl. nachfolgende Grafik).

Nullzinsen garantieren somit die Schuldentragfähigkeit Japans. Das japanische Beispiel des «Schulden-Perpetuum-mobile» wird als eine Art Vorzeigemodell gesehen, um das Schuldenproblem der Welt zu umgehen. Selbst wenn die weltweite Staatsschuldenquote auf das japanische Niveau von 260% des BIP steigen würde, wäre die Zinslast bei Null- und Negativzinsen somit kein Problem. Das Beispiel zeigt: Trotz extremen und jahrzehntelangen geldpolitischen Massnahmen muss ein Finanz- und Währungssystem nicht zusammenbrechen und eine Weiterführung nicht zwingend in einer Katastrophe münden.

Aktien

Nachdem im September die Sorgen um die hohe Inflation, Lieferketten- und Personalengpässe sowie die Probleme im chinesischen Immobiliensektor den MSCI Welt Index um knapp 6% korrigieren liessen, konnte der Aktienweltindex seit Anfang Oktober einen Teil seiner Verluste bereits wieder aufholen. Vor allem der gute Start in die Gewinnberichtsaison für das abgelaufene Quartal in den USA verhalf den Börsen zu Kursgewinnen. Auch die NEUE BANK Ampel hat Mitte Oktober wieder gedreht und ist von neutral auf leicht bullisch gesprungen.

Das Signal für das Umschalten von Gelb auf Grün kam aufgrund der stark abnehmenden Volatilität zustande. Folglich haben wir die Risikopositionen zurückgekauft und sind bei den Aktien wieder leicht übergewichtet.

Konjunktur

Nach der kräftigen wirtschaftlichen Erholung der vergangenen Monate hat die globale Wachstumsdynamik zuletzt abgenommen. Dies war jedoch zu erwarten, da das Wachstum massgeblich vom starken Einbruch im Vorjahr sowie den Stimulierungsmassnahmen von Notenbanken und Regierungen getrieben war. Bei der Verlangsamung kann man somit von einer Normalisierung sprechen. Wir gehen aber davon aus, dass das globale Wirtschaftswachstum auch im kommenden Quartal über dem langjährigen Durchschnitt von 3% wachsen wird, da unsere Indikatoren noch deutlich im Expansionsbereich liegen.

Alternative Anlagen

Der Preis für Rohöl steigt nach einer Konsolidierungsphase im Sommer auf neue Jahreshöchststände. Ein Grund ist die Gasknappheit in Grossbritannien und Europa, weshalb vermehrt auf Öl als Substitution ausgewichen wird. Hinzu kommt, dass die Opec mit dem Hochfahren der Ölproduktion auf sich warten lässt. Trotz hoher Reservekapazitäten hat die Gruppe im Sommer beschlossen, die Produktion nur langsam zu erhöhen. Geht die Rallye in diesem Tempo weiter, steigen die Risiken für einen weiteren Anstieg der Inflation, wovon wir aktuell jedoch nicht ausgehen.

Währungen

Vor 150 Jahren führte die japanische Regierung den Yen (JPY) als standardisierte Münzwährung ein. Trotz der höchsten Staatsverschuldung weltweit und der zuvor erwähnten massiven Interventionen der BoJ, dient der JPY nach wie vor als sicherer Kapitalhafen und wird vor allem in Krisenzeiten stark gesucht. Die Gründe hierfür sind politische Stabilität, liquide Finanzmärkte, niedrige Zinsen und ein hohes Auslandsnettovermögen. Auch hier dient Japan als Beispiel, dass ein Währungssystem trotz hoher Staatsverschuldung weiterhin das Vertrauen der Investoren geniesst.

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