«Schrumpfende
Geldmenge»

Konjunktur
Wie viel Geld der globalen Wirtschaft zur Verfügung steht, bestimmen die Notenbanken, da sie die gesetzlichen Zahlungsmittel in Umlauf bringen. Bargeld und Sichteinlagen bei Banken werden der Geldmenge M1 zugeschrieben. Addiert man Termineinlagen bei Banken und Geldmarktfonds dazu, erhält man die Geldmenge M2, welche unter Finanzexpert:innen als die aussagekräftigste gilt. Über die Geldmenge können die Notenbanken dem Markt somit Geld hinzufügen aber auch entziehen. Wie die nachfolgende Grafik zeigt, ist unser Währungssystem auf Geldschöpfung aufgebaut, da die Geldmenge in der Regel immer weiter zunimmt.

Zu einer Seltenheit kam es im vergangenen sowie im laufendem Jahr, als die US-Geldmenge M2 um -1.4% und -3.7% gesunken war. Eine schrumpfende Geldmenge in diesem Ausmass ist eine Besonderheit. Ein prozentual vergleichbarer Liquiditätsabbau wurde zuletzt in den 1930er Jahren gemessen. Verlangsamt sich das Geldmengenwachstum deutlich, hat das in der Vergangenheit häufig zu einer Rezession geführt. Allerdings wurde im Zuge der Coronakrise die Liquidität massiv ausgeweitet, was zu einem deutlichen Anstieg von M2 führte (siehe vorherige Grafik). Der aktuelle Abbau der Geldmenge kann somit als eine Rückkehr zur Normalität bezeichnet werden und sollte keinen grösseren Schaden anrichten, da der Wirtschaft trotz des Rückgangs immer noch ausreichend Liquidität zur Verfügung steht. Aus diesem Grund muss der historisch starke Abbau der Geldmenge nicht zwingend in einer Rezession münden.

Obligationen
Die extreme Liquiditätsschwemme in der Coronakrise leistete mit Sicherheit ihren Beitrag zum anschliessend starken Anstieg der Inflation. Jedoch wirkt nicht nur die Geldmenge, sondern auch die Umlaufgeschwindigkeit inflationär. Je häufiger das von der Zentralbank ausgegebene Geld die Hände wechselt, desto mehr beschleunigt sich die Konjunktur und heizt die Inflation an. Wie nachfolgende Grafik zeigt, zieht die Umlaufgeschwindigkeit seit der COVID-19-Pandemie an.

Jedoch liegt sie immer noch unter dem langjährigen Durchschnitt von 1.79. Eine schrumpfende Geldmenge und eine historisch tiefe Umlaufgeschwindigkeit sollten aktuell weiterhin desinflationär wirken, unter der Annahme, dass die Umlaufgeschwindigkeit in Zukunft nicht stark zulegt. Dieser Rückgang der Teuerung widerspiegelt sich bereits deutlich in den Inflationszahlen.

Fallende Rohstoffpreise und wieder funktionierende Lieferketten deuten zudem darauf hin, dass der schlimmste Preisdruck überstanden ist. Auch hat sich das Schreckensszenario einer Preis-Lohn-Spirale bis anhin nicht bewahrheitet. Doch komplett entspannen können sich die Anleger:innen noch nicht, da die Inflation immer noch über der Zielmarke von 2% liegt und die aktuell grössten Preistreiber – Mieten und Wohnen sowie Dienstleistungen – bis jetzt nur marginal zurückgekommen sind. Sollte sich der desinflationäre Trend fortsetzen, könnten Obligationen guter Bonität sehr interessant werden für Anleger:innen, da in diesem Fall mit keinen starken Zinserhöhungen mehr gerechnet werden muss.

Aktien
2022 war das Jahr der günstig bewerteten Titel, der sogenannten Value-Aktien, vor allem im Bereich Energie und Rohstoffe. Im ersten Halbjahr 2023 hat sich das Blatt jedoch wieder zugunsten der Wachstumsaktien – vor allem im Bereich Technologie – gewendet. Am USMarkt gehören die vier am grössten kapitalisierten Unternehmen zu den stärksten Gewinnern. Der Kurs von Apple stieg seit Jahresanfang um 45%, Microsoft um 40%, Amazon um 54% und alles in den Schatten stellte NVIDIA mit einem Kursplus von 185% (Stand: 27.06.23). Befeuert wurde die Rally von fallenden Anleiherenditen, denn von tieferen Zinsen profitieren jene Unternehmen am meisten, bei denen Gewinne über die lange Frist erwartet werden. Das vergangene Jahr scheint zudem eine Ausnahme gewesen zu sein. In den letzten 13 Jahren entwickelten sich Wachstumsaktien gegenüber Value-Aktien bis auf das Jahr 2016 immer besser. Ob sich dies in der zweiten Jahreshälfte so fortsetzen wird, kann bezweifelt werden, da eine mögliche Rezession weiterhin nicht vom Tisch ist. In einem Abschwung würden zudem sowohl Valueals auch Wachstumsaktien Verluste einfahren. Hier setzen wir auf ein richtiges Signal unserer Neue Bank Ampel, welche uns dann eine Absicherung der Aktienquote empfehlen sollte. Noch steht das Signal auf Gelb, was eine neutrale Ausrichtung der Aktienquote bedeutet.

Währungen
Der Nikkei 225 stieg Mitte Juni auf den höchsten Stand seit 1990. Gleichzeitig fiel der japanische Yen auf ein Allzeittief gegen den Schweizer Franken. Diese Wechselwirkung – fester Aktienmarkt, schwache Währung – ereignet sich bei japanischen Aktien sehr oft. Mittels unseres Währungsindikators versuchen wir diese Zeitpunkte zu eruieren und sichern dann unsere JPY-Positionen ab. Seit Dezember 2019 zeigt das Signal eine Absicherung gegen den Schweizer Franken an. Damals stand der JPY/CHF bei 0.90, aktuell liegt er bei 0.62. Als Frankeninvestor:in bedeutet dies einen beachtlichen Verlust von -30%. In derselben Zeit konnte der Nikkei um 40% zulegen. Nach Abzug des Währungsverlustes bleibt somit nur noch ein Plus von 10% stehen. In unseren CHF-Mandaten haben wir die JPY-Positionen seit dem Signal durchgehend abgesichert, wodurch wir den starken Währungsverlust verhindern konnten.

Alternative Anlagen
Trotz der Ankündigung von Saudi-Arabien von Anfang Juni, die Ölförderung um 1 Mio. Fass pro Tag zu kürzen, tendiert der Ölpreis schwächer und liegt seit Jahresanfang mit rund 15% im Minus (Brent und WTI). Gründe für die negative Entwicklung könnten die hohen Lagerbestände sowie das Risiko einer möglichen Rezession sein. Auch der deutliche Trend zu mehr Klimaschutz könnte längerfristig zu einer schwächeren Ölnachfrage beitragen, da die OECD-Länder immer mehr bestrebt sind, auf fossile Energieträge zu verzichten und diese durch andere zu ersetzen.

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