«Ruhig Blut»
Aktien
Der Cocktail aus Ukrainekrieg, Energiekrise, hoher Inflation und steigenden Zinsen führte zu deutlichen Verlusten an den Aktienmärkten. Der MSCI World Index in USD verlor in der Spitze bis zu 27 % an Wert. Und niemand kann sagen, ob es das gewesen ist oder die Korrektur noch weiterläuft. All dies treibt den Anleger:innen den kalten Schweiss auf die Stirn. Wer hat in den vergangenen Tagen und Wochen nicht mit dem Gedanken gespielt, all seine Aktien zu verkaufen? In solch schwierigen Zeiten in Hektik zu verfallen, wäre jedoch fatal. Investor:innen sollten ruhig Blut bewahren und an ihrer Anlagestrategie festhalten. Fakt ist: Seit vielen Jahrzenten geht der Trend aufwärts. Immer wieder kam es zu schweren Einbrüchen und jedes Mal sah es danach aus, als ob das Ende aller Tage gekommen sei. Dies war jedoch nie der Fall. Die langfristigen Aufwärtstrends an der Börse werden getrieben von Innovationen. Trotz aller Rückschläge blieb der Fortschritt immer intakt und dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Nachfolgende Grafik zeigt auf, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, eine positive Rendite über einen bestimmten Zeitraum zu erzielen:
Wäre man zum ungünstigsten Zeitpunkt eingestiegen, hätte man im schlimmsten Fall nach 15 Jahren den Break-Even erreicht.
Somit konnte man seit 1900 mit einem Anlagehorizont von 15 Jahren und mehr über jeden Zeitraum eine positive Rendite erzielen. Fazit: Der einfachste Weg den Anlageerfolg zu erhöhen, besteht darin, die Haltedauer zu verlängern. Die Neue Bank Ampel ist nicht konzipiert, um kurzfristige Rückschläge zu erkennen, sondern längerfristige Abwärtstrends. In einem solchen könnten wir uns mittlerweile befinden, da sich im Verlaufsmonat weitere Signale verschlechtert haben. Aktuell steht die Neue Bank Ampel deshalb auf orange bzw. bärisch. Dies bedeutet, dass wir einen Teil der Aktienquote in unseren Mandaten mittels Futures abgesichert haben. Somit rechnen wir mit tendenziell schwächeren Aktienmärkten für die nächsten Wochen.
Konjunktur
Seit dem 22. Juli zeigt unser Konjunkturindikator für die USA eine Rezession an. Im Moment läuft die US-Wirtschaft jedoch noch ziemlich gut. Im dritten Quartal ist das US-BIP mit 2.6 % (erste Veröffentlichung) gewachsen. Jedoch ist die Inflation nach wie vor hoch und die US-Notenbank (Fed) ist gezwungen den Leitzins weiter anzuheben, mit dem Ziel die wirtschaftliche Aktivität abzukühlen, was folglich zu steigender Arbeitslosigkeit führen sollte. Es gibt jedoch kein Beispiel in der US-Wirtschaftsgeschichte, bei dem sich die Arbeitslosigkeit um 0.5 % oder mehr erhöhte, ohne dass es zu einer Rezession gekommen ist. Aus unserer Sicht wird es für die Fed somit sehr schwer, ein weiche Landung der Wirtschaft zu erreichen.
Obligationen
Sichere Obligationen sollten in Krisenzeiten als Puffer in einem diversifizierten Portfolio dienen und Verluste bei den Aktien abfedern. Leider erfüllen sie diesen Zweck aktuell nicht ganz im Gegenteil steuern sie einen erheblichen Teil zum Verlust in einem gemischten Depot bei. Sowohl Aktien (S&P 500) also auch sichere Anleihen (10-jährige US Staatsanleihen) liegen mit rund 20 % im Minus. In den letzten rund 100 Jahren erzielte ein Portfolio aus 60 % Aktien und 40 % Bonds nur im Jahr der grössten US-Wirtschaftskrise (Grosse Depression) 1931 mit -27.3 % eine noch schlechtere Performance. Es handelt sich somit um ein Ausnahmeereignis. Aus diesem Grund sind wir der Meinung, dass Obligationen weiterhin in ein breit diversifiziertes Portfolio gehören und in Zukunft auch wieder als Stabilisator dienen werden. Vor allem nach dem starken Renditeanstieg sind Obligationen wieder deutlich attraktiver geworden.
Währungen
Der US-Dollar liegt zum Schweizer Franken knapp unter Parität. In den vergangenen acht Jahren ist der USD immer wieder an dieser wichtigen Marke gescheitert und konnte sich nie nachhaltig darüber absetzen. Ob es diesmal anders kommt, wissen wir nicht aber unser Währungsindikator spricht nach wie vor für einen festeren Greenback. Aus diesem Grund verzichten wir weiterhin auf eine Teilabsicherung der US-Dollar in den CHF-Vermögensverwaltungsmandaten.
Alternative Anlagen
Katastrophenanleihen (Cat Bonds) gehören in unseren Vermögensverwaltungsmandaten zu den Kernanlagen, da sich diese unabhängig von den Anleihen- und Aktienmärkten entwickeln. Rückversicherer lagern extreme Naturkatastrophen (z.B. Erdbeben, Wirkbelstürme, Überschwemmungen etc.) über Cat Bonds an Investor:innen aus. Dabei wird für jeden Cat Bond ein klares Ereignis definiert, wie z.B. Erdbeben Japan Stärke 8.0. Kommt es während der Laufzeit der Anleihe zu diesem Vorfall, entsteht ein Totalverlust, wenn nicht, wird die Anleihe inkl. Zinsen zurückgezahlt. Auch hier ist es wichtig sich breit zu diversifizieren, weshalb bei uns ein Fonds zum Einsatz kommt. Bis Ende September konnte die Anlage einen positiven Performancebeitrag in den Vermögensverwaltungsmandaten liefern. Doch dann fegte der Monstersturm Ian über Florida und verursachte schwere Schäden. Cat Bonds, welchen dieses Ereignis zugrunde liegt, reagierten sofort und haben mögliche Ausfälle eingepreist.
Im aktuellen Fall ist die Schadenshöhe, welche durch die Überschwemmungen verursacht wurde, entscheidend. Noch steht die definitive Summe nicht fest, es wird jedoch von rund 60 Mrd. USD ausgegangen. Sollte dieser Wert tiefer ausfallen, werden sich die Preise etwas erholen. Wir sind von der Anlage überzeugt und bleiben investiert. Für Investoren könnte ein solcher Rückschlag ein interessanter Einstiegszeitpunkt sein, wie die Vergangenheit zeigt (siehe Chart).