«Republikanische Regentschaft»

Konjunktur
Eine beliebte Debatte unter politischen Parteien ist, wer denn die bessere Wirtschaftskompetenz habe. So wird gerne Angst geschürt, dass wenn man die «falsche» Partei wähle, die Wirtschaft nicht ihr Potential ausschöpfen könne. Wir haben nach dem Wahlsieg der Republikaner untersucht, wie erfolgreich sie bzw. ihre Konkurrenten bezogen auf die Finanzmärkte in den vergangenen Regierungszeiten waren und ob sich Folgerungen daraus ergeben.

Als Erstes haben wir uns die Konjunktur angeschaut, genauer wie die Wachstumsraten über die letzten etwas mehr als 50 Jahre ausgefallen waren. Über die ganze untersuchte Laufzeit waren die Demokraten etwas erfolgreicher, schafften sie doch ein durchschnittliches Wachstum von fast 3% p.a., während unter republikanischem Vorsitz nur etwas mehr als 2.5% p.a. erreicht wurde. Der Präsident, unter welchem die geringste Ausweitung verzeichnet wurde, war Donald Trump. Während seiner ersten Amtszeit konnte das BIP mit einer Wachstumsrate von lediglich 1.52% p.a. nicht überzeugen. Sein Pech war die Corona-Krise, die am Ende seiner Amtszeit ausbrach und in welcher es zu extremen Einbrüchen kam. Die Administration von Joe Biden profitierte dafür von Skaleneffekten und wies in diesem Jahrtausend bisher die höchste Konjunkturausweitung mit 3.58% p.a. auf. Dieses Beispiel zeigt, wie stark der Konjunkturverlauf auch von exogenen Faktoren abhängen kann und keinesfalls nur von den aktuellen Machthabern. Von den sieben Rezessionen in der oben untersuchten Zeit, hatten fünf ihren Ursprung während dem die Grand Old Party an der Macht war und nur zwei während einer Regentschaft der Demokraten. Selbstverständlich wird die jeweilige Oppositionspartei die Schuld dafür der jeweiligen Regierung zuweisen. Ganz grundsätzlich ist aber eine Rezession ein Teil des normalen Wirtschaftszyklus und kommt, zumeist unerwartet, immer wieder vor. Durch entsprechende Massnahmen versuchen Regierung (Fiskalpolitik) und Notenbank (Geldpolitik) Abschwünge abzumildern. Der obige Verlauf der Konjunktur unter den verschiedenen Regierungen zeigt, dass es nicht möglich ist, grundsätzliche Schlüsse für die Entwicklung der nächsten vier Jahre zu ziehen.

Obligationen
Die Wahrung der Preisstabilität ist eigentlich eine Hauptaufgabe der Notenbank, aber natürlich kann auch die Ausgabenpolitik der jeweiligen Regierung die Inflation und in der Folge auch die Renditen beeinflussen. Wir haben deshalb im nachfolgenden Chart sowohl die Leitzinsen (Fed Funds, Hellblau) als auch das US-Defizit (im Verhältnis zum BIP, Rot, invers dargestellt) aufgeführt:

Auffallend ist, dass Bill Clinton der einzige Präsident in den letzten 50 Jahren war, dem es gelang, einen Überschuss zu erzielen. Zur Bekämpfung der Finanzkrise sowie während der Corona-Pandemie wurde die Verschuldung am stärksten ausgeweitet. Grundsätzlich sind auch hier die grossen Bewegungen der jeweiligen Lage geschuldet. Die Republikaner haben allgemein den Ruf, die Steuern zu senken, was die Einnahmen reduziert, wohingegen man den Demokraten nachsagt, jeweils die Ausgaben zu erhöhen. Beides sollte sich positiv auf die Konjunktur auswirken. Egal auf welcher Seite man schraubt, sollte das Defizit über die Zeit im Rahmen bleiben. Dies war insbesondere seit 2008 mehrheitlich nicht mehr der Fall und die Gesamtverschuldung hat im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung von ca. 60% auf aktuell ca. 120% ein eher ungesundes Level erreicht. In der obigen Grafik ist zudem erkennbar, dass neben dem Lieferkettenzusammenbruch währen der Pandemie, die extrem expansive Fiskalpolitik und die erst spät restriktiver werdende Geldpolitik ihren Anteil an der stark gestiegenen Teuerungsrate hatten. Donald Trump möchte nun die Steuern senken, Zölle erhöhen und hat zudem Elon Musk eingestellt, um Ausgaben zu reduzieren. Die Finanzmärkte haben zuletzt eher skeptisch reagiert, ob die steigende Verschuldung eingedämmt werden kann und die Renditen auf US-Staatsanleihen stiegen zuletzt wieder an.


Aktien
Wenn man nur die letzten 50 Jahre betrachtet, gab es während demokratischer Regierungen mehr an den Aktienmärkten zu verdienen. Es war keine einzige Legislaturperiode dabei, in denen der Aktienmarkt gesunken wäre.

Anders bei den Republikanern, bei welchen sowohl die geteilte Nixon/Ford-Ära (Richard Nixon trat im August 1974 zurück, um einer Amtsenthebung zuvorzukommen) als auch die Amtszeit von George W. Bush mit einem negativen Kursverlauf endete. Sollte man sich deshalb vom Aktienmarkt verabschieden? Wir beantworten die Frage mit einem klaren nein. Immerhin wiesen die anderen drei Präsidenten der «Roten» Kurszuwächse von über 10% p.a. in ihrer Amtszeit auf, darunter auch der alte und neue Präsident Donald Trump. Und auch wenn wir keinesfalls eine Korrektur während der nächsten vier Jahre ausschliessen, birgt das auf der Seitenlinie stehen durchaus das Risiko, Aktiengewinne zu verpassen. Denn unabhängig davon, welche Partei gerade regierte, zeigt der Chart sehr schön, dass man langfristig mit Aktien Geld verdient.

Währungen
Als in Schweizer Franken denkender Investor hält man den US-Dollar für eine nicht so besonders feste Währung, hat doch der Wechselkurs in den letzten ca. 50 Jahren beinahe 75% an Wert eingebüsst (siehe indexierter
Wechselkurs USD/CHF). Wenn man aber den handelsgewichteten USD-Index betrachtet, kann man sehr wohl feststellen, dass es sich beim USD um eine stabile Währung handelt:

Die durchschnittlichen Kursgewinne nach Parteien geschlüsselt, weisen keine grossen Unterschiede auf. Der USD legte insbesondere in den 80er und 90er Jahren, unter wechselnder Präsidentschaft, zu. Die restliche Zeit waren die Trends nicht allzu ausgeprägt. Von daher lässt auch hier die Vergangenheit keine Prognosen für die Zukunft zu.

Alternative Anlagen
Den grössten Einfluss auf den Goldpreis in der untenstehenden Grafik hatte Richard Nixon, als er 1971 die Bindung des US-Dollars an Gold aufhob. Bis dahin konnte man als Folge des 1944 beschlossenen Bretton-
Woods-Systems eine Unze Gold zum festgelegten Kurs von USD 35.00 beziehen. Seither können die USA die Geldmenge ausweiten, ohne dass sie dafür Gold hinterlegen müssen.

Wie obige Darstellung zeigt, legte der Preis der Unze Gold – als Folge der Auflösung der Goldpreisbindung – in den 70er Jahren am deutlichsten zu, unter der Präsidentschaft von Jimmy Carter sogar beinahe 40% p.a.. Danach folgte eine 20-jährige Konsolidierung, bevor zu Beginn des Jahrtausends wortwörtlich wieder ein «goldenes» Jahrzehnt folgte. Unterschieden nach Regierungspartei lässt sich aber auch hier kein Muster erkennen und somit auch keine Konklusion für die nächsten vier
Jahre ziehen.


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