«Permavucalution»

Aktien

«Permavucalution» ist ein vom Wirtschaftsmagazin «Economist» erfundenes Fantasiewort, welches sich aus dem Wort «Permacrisis» (Dauerkrise) und «VUCA», der englischen Abkürzung für die Begriffe Volatilität (Volatility), Unsicherheit (Uncertainty), Komplexität (Complexity) und Mehrdeutigkeit (Ambiguity) zusammensetzt. Soll bedeuten: Sicherheit gibt es keine mehr und irgendwo ist immer Krise. In der Tat: Seit vier Jahren hangelt sich die Welt von einem Ausnahmezustand zum nächsten und auch das Jahr 2024 wird mit grösster Wahrscheinlichkeit für keine Entspannung an der Krisenfront sorgen. «Permavucalution » ist somit ein Dilemma für jeden Investor, denn aufgrund des Dauerkrisenmodus könnte es an jedem Tag zu einem Börsencrash kommen. Da die Zukunft ungewiss ist, kann jedoch niemand vorhersagen, wann es wirklich so weit ist. Hier kommt die Psyche des Anlegers ins Spiel. Es gibt verschiedene Studien, in denen nachgewiesen wurde, dass Verluste Anleger weitaus stärker schmerzen, als sie Gewinne freuen. Dies führt oft zu Überreaktionen mancher Investoren an der Börse. Aus Angst vor möglichen Verlusten werden Positionen zum ungünstigsten Zeitpunkt verkauft und manche bleiben den Finanzmärkten anschliessend ganz fern. Was lässt sich gegen die chronischen Verlustängste tun? Hier kann der Blick auf die langfristige Kursentwicklung helfen. Die nachfolgende Grafik (log. Skalierung) zeigt exemplarisch, was aus einer Anlage von USD 100 in den US-Aktienmarkt seit 1900 geworden wäre.

Die Börsencrashs im Zeitverlauf werden zum jeweiligen Zeitpunkt als einschneidende Ereignisse wahrgenommen. Je länger der Zeitraum ist, den man betrachtet, desto weniger dramatisch erscheinen sie. Deshalb ist Zeit der entscheidende Faktor bei der Geldanlage. Wer also in Aktien investieren möchte, sollte auf das Geld, das er investiert, am besten zehn Jahre und mehr verzichten können. Denn wie in der letzten Ausgabe von «Unsere Meinung» bereits erläutert wurde: Je länger der Anlagehorizont, desto höher die Chance auf eine positive Rendite. Unsere Empfehlung: Geduld haben, nicht jeden Tag auf die Kurse schauen und das hektische Börsentheater ausblenden.

Konjunktur

Gemäss Einkaufsmanagerindizes (PMI) hat sich die Stimmung bei den Unternehmen in der Eurozone zum Jahresbeginn etwas verbessert. So stieg der PMI Composite von 47.9 auf 48.9 Punkte, was jedoch weiterhin unter der Wachstumsschwelle von 50 liegt. Es zeichnet sich somit eine konjunkturelle Stabilisierung ab, jedoch noch kein bevorstehender Aufschwung. Insbesondere die Lokomotive Europas, Deutschland, stottert weiterhin und ist der stärkste Bremsklotz in der Eurozone. Der PMI für die deutsche Industrie ist sogar von 45.5 auf 42.3 Punkte gefallen. Das Barometer macht somit keine grosse Hoffnung, dass das grösste Mitgliedsland der Eurozone der Wachstumsschwäche bald entkommt. Für das laufende Jahr wird lediglich mit einem Wachstum von 0.2 % des Bruttoinlandprodukts zum Vorjahr gerechnet, was ein weiteres Jahr der Stagnation wäre.

Obligationen

Noch zum Jahresende 2023 erwarteten die Anleger, gemessen an den US-Zinsterminkontrakten, für das kommende Jahr sieben Zinssenkungen, mit einer Ersten von 0.25 % bereits im März 2024. Jedoch begann Jerome Powell, Chef der US-Notenbank Fed, die Erwartungen zu dämpfen. Hinzu kamen enttäuschende Inflationsdaten zu Konsumenten- und Produzentenpreisen, welche nicht so stark gesunken waren, wie von den Anlegern erwartet wurde. Vor allem im Dienstleistungssektor liegt die Inflation noch deutlich über dem Fed-Ziel von 2 %. Das zeigt, dass die Währungshüter das Ziel der Preisstabilität noch nicht erreicht haben und die letzten Meter schwierig werden könnten. Folglich reagierte der Markt mit einer substanziellen Korrektur der Zinssenkungserwartungen. Aktuell wird nur noch mit vier Schritten gerechnet, mit Beginn im Juni 2024. Aus diesem Grund sind die langfristigen Zinsen seit Jahresanfang wieder gestiegen. Die Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen konnten von 3.9 auf 4.3 % zulegen. Sollten die Inflationsdaten erneut enttäuschen, könnte dies zu einer weiteren Anpassung der Erwartungen führen, was wiederum fallende Obligationenpreise bzw. steigende Renditen zur Folge hätte.

Währungen

34 Jahre hat der japanische Aktienindex Nikkei 225 gebraucht, um nach seinem Rekordstand aus dem Jahr 1989 wieder ein neues Hoch zu erzielen. Damals befand sich der Markt in einer Blase mit extrem hohen Bewertungen (durchschnittliches KGV von 70). Anders sieht es, trotz Höchststand, aktuell aus. Der japanische Aktienmarkt ist mit einem geschätzten KGV von 15.2 moderat bewertet. Dies weil sich parallel zu den höheren Aktienkursen auch die Gewinnerwartungen der Unternehmen positiv entwickelt haben. Begünstigt wird der aktuelle Aufwärtstrend zudem von der Geldpolitik, welche trotz Straffung sehr locker bleibt. Für hiesige Anleger hat der japanische Aktienmarkt jedoch eine Kehrseite der Medaille. Je nach Währungskursentwicklung von JPY gegen CHF, musste der Schweizer Investor Währungsverluste bzw. –gewinne in Kauf nehmen. In der Boomphase in den achtziger Jahren und Ende der neunziger Jahre konnte der CHF-Anleger deutlich von der JPY-Stärke profitieren. Seit 2000 kann man jedoch von einer strukturellen Yen-Schwäche sprechen, was zu einem deutlichen Währungsverlust gegen den CHF führte (rund minus 60 %). In Franken müsste der Nikkei noch rund 90 % zulegen um das Höchst von 1989 zu erreichen (siehe Grafik).

Aus diesem Grund lohnt sich bei Aktienanlagen in Yen ein aktives Währungsmanagement. In unseren Vermögensverwaltungsmandaten
setzten wir diese mittels unseres Währungsindikators aktiv um. Seit Ende 2019 haben wir den JPY in den CHF-Portfolios permanent abgesichert, was sich bis heute ausgezahlt hat. Wir bleiben auch weiterhin abgesichert.

Alternative Anlagen

Nach Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 schoss der Preis für europäisches Erdgas regelrecht senkrecht in die Höhe und erreichte im August 2022 mit über EUR 300 pro Megawattstunde den höchsten Stand. Es herrschte Panik, vor allem in Deutschland, dass im Winter das Gas ausgehen könnte und Menschen in ihren Wohnungen frieren müssen. Auch die Möglichkeit von Blackouts (Stromausfall) geisterten durch alle Medien. Eingetroffen sind diese Horrorszenarien nicht, ganz im Gegenteil, die Politik konnte die Gasspeicher rechtzeitig vor dem Winter 2022/23 befüllen. Seit dem Hoch hat sich der Gaspreis um mehr als 90 % auf rund EUR 25 pro Megawattstunde vergünstigt und liegt wieder auf dem Niveau von 2019. Zudem hat die Nachfrage nach Gas seit dem Kriegsausbruch deutlich abgenommen. Hauptgrund sind die extrem milden Temperaturen, sowohl im letzten wie auch in diesem Winter. Zudem sind die Gasspeicher in Europa aktuell so gut gefüllt, wie noch nie in einem Februar. Experten rechnen deshalb weiterhin mit einer unterdurchschnittlichen Nachfrage, was den Gaspreis tiefhalten dürfte.

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