«Historische Tage»

Konjunktur

Was ist nicht historisch in diesen Tagen? Alles ist irgendwie erstmalig, nie da gewesen, so wie die aktuellen Konjunkturdaten, welche die verheerenden Auswirkungen der Lock-down-Massnahmen auf die Wirtschaft ans Licht bringen. In den USA haben in den vergangenen vier Wochen mehr als 22 Mio. Menschen Anträge auf Arbeitslosengeld gestellt. Einen derartigen Anstieg in einer solch kurzen Zeit gab es in der amerikanischen Geschichte noch nie. Dadurch wurde der gesamte Beschäftigungszuwachs der vergangenen zehn Jahre ausgelöscht. Auch die Industrieproduktion fiel um 5.4%, was dem stärksten monatlichen Rückgang seit 1946 entspricht. Nicht besser sieht es für den US-Frühindikatorindex – Leading Indicators – aus. Dieser schrumpfte um 6.7% zum Vormonat und erlitt damit den stärksten Rückschlag in seiner 60-jährigen Geschichte. Zudem verzeichnete China im ersten Quartal 2020 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 6.8% gegenüber dem Vorjahr, das erste negative Wachstum seit Messbeginn im Jahr 1992. Zu guter Letzt senkte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognosen für 2020 so stark wie nie zuvor. Er rechnet mit 3% weniger Wirtschaftsleistung auf dem Erdball und folglich mit der schlimmsten Rezession seit der Grossen Depression vor 90 Jahren. Ob es wirklich so schlimm kommt, kann niemand mit Gewissheit sagen. Aber auch wir rechnen mit einem negativen Wirtschaftswachstum von mindestens zwei aufeinander folgenden Quartalen, da unser Konjunkturindikator auf Rezession geschaltet hat.

Aktien

Auch der Aktienmarkt geizt nicht mit neuen Rekorden. So hat der S&P 500 innerhalb von 23 Handelstagen einenDrittel seines Werts verloren. Nie zuvor ist der US-Index in so kurzer Zeit, ausgehend von einem neuen Hoch, so starkgefallen. Aber auch die schnelle Gegenbewegung vom Tiefststand am 23.03.2020 setzte mit einem Plus von 28.48% binnen 18 Handelstagen eine neue Bestmarke. Nachfolgende Grafik veranschaulicht die extremen Kursbewegungen, welche an den Aktienmärkten innerhalb von nur zwei Monaten vollzogen wurden:

Per Definition – Verlust grösser 20% – befinden wir uns aktuell in einem globalen Bärenmarkt. Aufgrund der starken Gegenbewegungen in den letzten Wochen, konnte jedoch ein beachtlicher Teil der Kursverluste bereits aufgeholt werden. Ist der Bärenmarkt somit schon wieder Geschichte? Unserer Ansicht nach nicht. Die NEUE BANK Ampel hat Ende März auf stark bärisch (rot) umgeschaltet. Dieses Signal hatten wir zuletzt am Beginn der Finanzkrise, im März 2008. Als Konsequenz haben wir bei unseren Mandaten die Aktienquote auf 0% heruntergefahren, da wir mit weiteren Verlusten an den Börsen rechnen. In einer Baisse kann es jedoch immer wieder zu starken Gegenbewegungen kommen, die sich im Nachhinein als Bärenmarktrally entpuppen. Auch in der Finanzkrise oder der Dotcom-Blase kam es zu solchen Rallys (siehe folgende Grafik). Die aktuellen Kursgewinne dürften primär auf der Hoffnung einer schrittweisen Rückkehr zur Normalität sowie der Flutung der Märkte mit Liquidität durch die Notenbanken weltweit beruhen. Es bleibt aber die Frage, wie schnell und stark sich die Wirtschaft sowiedie Unternehmen von der Krise erholen werden. Zudem besteht weiterhin das Risiko, dass es mit dem angekündigten schrittweisen Wiederhochfahren der Wirtschaft zu einem erneuten Anstieg der Infektionen kommen kann, was wieder zu einer Verschärfung der Lockdown-Massnahmen führen könnte.

Obligationen

Regierungen und Notenbanken weltweit versuchen mit noch nie dagewesenen fiskal- und geldpolitischen Hilfsmassnahmen die wirtschaftlichen Schäden durch Covid-19 abzufedern. Der IWF schätzt allein die Fiskalpakete auf rund 9% des globalen BIP (ca. USD 7.8 Billionen). Auch die Währungshüter lassen sich mit ihren gigantischen geldpolitischen Programmen nicht lumpen. So hat die US-Notenbank (Fed) die Zinsen auf Null gesenkt und führt unlimitierte Anleihenkäufe auf unbestimmte Zeit durch. Zusätzlich hat die Fed ein Kreditprogramm in der Höhe von USD 2.3 Billionen für Kommunen, Städte sowie kleinere und mittlere Unternehmen gesprochen. Als Folge der Lockerungen und der Panik an den Aktienmärkten sind die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen auf ein Rekordtief von 0.55% gefallen. Anleihen sicherer Staaten haben in der Krise erneut gezeigt, dass sie als Diversifikation in einem Portfolio unverzichtbar sind und als eine der wenigen Anlagen Schutz vor Verlusten bieten. Beim Grossteil unserer Anleihen setzten wir schon seit Langem auf diese Anlagekategorie.

Währungen

Die Corona-Krise hat einen weltweiten Run in US-Dollarliquidität ausgelöst. Zu Beginn der Börsenkorrektur hat der USD ebenfalls an Wert verloren. Auf dem Höhepunkt der Marktpanik vollzog er dann aber einen «U-Turn» und konnte innerhalb weniger Tage gegen sämtliche Währungen stark zulegen. In solchen Phasen herrscht König Cash. Investoren verscherbelten alles, was sich schnell verkaufen lässt, wie z.B. Gold und US-Staatsanleihen. Da solch liquide Anlagen in USD gehandelt werden, treibendie Verkäufe den Greenbackin die Höhe.

Alternative Anlagen

Surreal, so lassen sich die Preisbewegungen der vergangenen Tageam Ölmarkt am besten beschreiben. Ein Terminkontrakt (Futures) auf ein Fass der US-Sorte WTI rutschte auf knapp Minus USD 40.00 – man musste also zahlen, um Öl loszuwerden. Weil die Pandemie die Öl-Nachfrage um 30% einbrechen liess, kam es zum Käuferstreik. Folglich boten die Verkäufer ihre Futures en masse an, um die physische Auslieferung des Öls im Mai zu verhindern. Doch es fanden sich keine Käufer, da die Öllager gut gefüllt sind. So wurde das «schwarze Gold»zum Fass ohne Boden.

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