«Gute Chance auf eine Jahresendrally»
Aktien
Die Finanzpresse ist voll von Spekulationen, ob es zu einer Jahresendrally kommt oder nicht. Dabei gibt es verschiedene Gesichtspunkte, auf die sich abgestützt wird. Die einen bemühen die bereits hohe Bewertung, welche weitere Kursanstiege wenig wahrscheinlich machen soll. Andere meinen, dass die stark angestiegene Inflation eine Straffung der Geldpolitik zur Folge hat, was sich negativ auf Aktienkurse auswirken würde. Ohne die zwei vorgenannten Aussagen in Abrede stellen zu wollen, haben wir einen gänzlich anderen Ansatz gewählt. So haben wir den Börsenverlauf der ersten zehn Monate eines Jahres in verschiedene Wachstumsgrössen unterteilt und danach überprüft, wie sich die Kurse zum Jahresende hin entwickelten:
Eines vorweg: November und Dezember sind statistisch gesehen zwei der positivsten Börsenmonate. Unsere Analyse zeigt aber, dass es durchaus darauf ankommen kann, wie der Verlauf bis zum Oktober war. In einem Jahr, in dem die Kurssteigerung bis Oktober bereits mehr als 20% betrug, war auch der Jahresendverlauf ausnahmslos positiv. Je weniger hoch die Performance dagegen im Durchschnitt lag, desto höher der Anteil negativer Kursentwicklungen in den letzten zwei Monaten des Jahres. Wenn sich die Börse vor Beginn des Novembers positiv entwickelte, war auch der Rest des Jahres erfolgreicher als der Durchschnitt aller Beobachtungen. So gesehen ist die Chance einer Jahresendrally anhand der nebenstehenden Untersuchung optimal. Die schlechteste Voraussetzung für steigende Aktienkurse zum Jahresschluss hin besteht dann, wenn auch die ersten zehn Monate verlustreich waren. Aber selbst dann lag der Anteil an einer positiven Jahresendentwicklung bei über 50 %. Um also ganz auf Aktienengagements während der letzten zwei Monate eines Jahres zu verzichten, bräuchte es sicher andere Gründe. Die NEUE BANK Ampel steht auf Hellgrün, was uns zu einer leichten Übergewichtung der Aktienquote anhält.
Konjunktur
Noch ist die Zahl der Beschäftigten in den USA deutlich tiefer als vor Corona. Trotzdem bekunden Unternehmen Mühe, geeignete Arbeitskräfte zu finden und sind oftmals gezwungen, höhere Löhne zu zahlen. Dafür wurden in einer Studie drei Gründe ausgemacht. So sind Senioren über 65 Jahren nicht in dem Mass an den Arbeitsmarkt zurückgekehrt wie sie zuvor ausgeschieden waren. Da sie zur Risikogruppe gehören, scheinen sie sich lieber etwas zurückzuziehen. Auch bei Frauen im Alter von 35 bis 44 gilt das gleiche Phänomen. Durch die Schliessung von Schulen und das Fehlen von Kinderbetreuungsmöglichkeiten konnten viele ebenfalls noch nicht wieder arbeiten gehen. Nicht zuletzt haben vorübergehend höhere Arbeitslosengelder dazu geführt, dass auch andere, oftmals Arbeitskräfte ohne höhere Ausbildung, noch nicht wieder auf Arbeitssuche sind. Offen bleibt, wie lange es dauert, bis am Jobmarkt wieder Normalität Einzug hält. Der kommende Winter mit aktuell steigenden Corona-Fallzahlen spricht gegen eine schnelle Entspannung.
Währungen
Vertrauen ist ein hohes Gut an den Finanzmärkten. Was passieren kann, wenn dieses verloren geht, zeigt sich seit einiger Zeit in der Türkei. Gegenüber der Leitwährung USD hat die Türkische Lira (TRY) in den letzten 10 Jahren über 80% verloren. Das ist im Durchschnitt mehr als 15% p.a.. Auch in diesem Jahr beträgt der Verlust mittlerweile mehr als 20%, nachdem die Leitzinsen vor kurzem gesenkt wurden. Die Notenbankchefs wurden zuletzt ausgewechselt wie erfolglose Fussballtrainer. So übt Präsident Erdogan zumindest indirekt Druck auf die Geldpolitik aus. Die Inflation am Bosporus liegt mittlerweile bei ca. 20% p.a.. Wir halten keine Anlagen in TRY.
Obligationen
Um attraktive Renditen zu finden, neigen einige Investoren zu Obligationen in fremder Währung. Dabei wird oft das Währungsrisiko unterschätzt. Als Beispiel haben wir uns eine Türkische Staatsanleihe in TRY und eine in USD herausgesucht und überprüft, wie die Performance in USD in den letzten Jahren gewesen wäre. Aufgrund der Währungsentwicklung hätte das Investment in die TRY-Anleihe, trotz 11% Coupons, über die vergangenen 3.5 Jahre einen Verlust von ca. 50% gebracht. Das USD-Papier, mit einem deutlich geringeren Coupon von 6%, brachte hingegen in der gleichen Periode einen Gewinn von über 30%. Die Schwankungen des USD-Bonds waren zudem deutlich geringer, als jene der TRY-Anleihe in USD gerechnet.
«Deshalb raten wir in dieser Anlageklasse von Anlagen mit Währungsrisiko ab.»
Dieses Phänomen lässt sich nicht nur bei Schwellenländeranleihen, sondern auch bei bonitätsstarken Anleihen feststellen, wenn auch weniger ausgeprägt. Fremdwährungsrisiken zahlen sich höchstens situativ aus, sorgen aber stets für eine höhere Volatilität. Dieses höhere Risiko wird aber eben nicht systematisch entschädigt. Deshalb raten wir in dieser Anlageklasse von Anlagen mit Währungsrisiko ab. Schwellenländeranlagen im Non-Investmentgrade-Bereich (z.B. Türkei) meiden wir ebenfalls.
Alternative Anlagen
Viele Rohstoffpreise sind aktuell im Steigen begriffen. Über Futures kann man dabei von diesen Preissteigerungen profitieren. Es gibt auch die Möglichkeit, über Agriculture-Futures (z.B. Sojabohnen, Weizen, Mais) von steigenden Lebensmittelpreisen zu profitieren. Mitunter verteuern solche Spekulationen (zumindest vorübergehend) die Preise sogar. Seit letztem April ist der investierbare Index auf Agrikulturgüter der UBS um über 70% gestiegen. Aus ethischen Bedenken verzichten wir auf diese Art von Anlagen.