Geschäftsbericht 2022
Das Ergebnis des Geschäftsjahres 2022 wurde durch zwei gegenläufige Ertragseffekte gekennzeichnet. Zum einen führte der Ausbruch des Ukrainekrieges zu grossen negativen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte. Damit verbunden resultierte ein äusserst instabiles und von grossen Unsicherheiten geprägtes Marktumfeld, was sich nachteilig auf die Entwicklung der Erfolge des Kommissions- und Finanzgeschäfts auswirkte. Auf der anderen Seite brachte die Aufhebung des in den vergangenen Jahren vorherrschenden Niedrigzinsumfeldes, durch die von den Nationalbanken vorgenommenen Zinserhöhungen zur Inflationsbekämpfung, eine Entspannung im Zinsengeschäft.
Der Jahresgewinn konnte gegenüber dem Vorjahresergebnis um 15.0 Prozent auf CHF 8.8 Mio. gesteigert werden. Gleichzeitig wies auch der Bruttogewinn mit CHF 11.7 Mio. ein Plus von 18.0 Prozent auf.
Erfreulich entwickelte sich im Berichtsjahr 2022 der Erfolg aus den Zinsengeschäft mit einem Anstieg von 89.8 Prozent auf CHF 8.4 Mio. Trotz deutlich zurückhaltender Kundenaktivitäten und marktbedingt tieferer Kundenvermögenswerte erwirtschaftete die Neue Bank gleichwohl einen nur um 11.7 Prozent geringeren Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft von CHF 16.5 Mio. Der Erfolg aus dem Finanzgeschäft erreichte CHF 5.4 Mio. und konnte aufgrund von Bewertungsverlusten auf den eigenen Wertschriftenbeständen infolge der negativen Kurskorrekturen an den Finanzmärkten das Ergebnis des Vorjahres um 5.7 Prozent nicht vollends erreichen. Zusammen führten diese Ertragskomponenten mit dem durch einen Einmaleffekt geprägten übrigen ordentlichen Ertrag von CHF 2.4 Mio. zu einem gegenüber
dem Vorjahr um 12.7 Prozent erhöhten Geschäftsertrag von CHF 32.7 Mio.
Auf der Kostenseite lag der Geschäftsaufwand durch die Aufwendungen für die Strategieumsetzung mit CHF 21.0 Mio. zwar um 9.9 Prozent über dem Vorjahreswert jedoch unter der Zielvorgabe. Die Cost-Income-Ratio belief sich auf 64.1 Prozent (Vorjahr 65.7 Prozent).
Im Berichtsjahr konnte ein Nettoneugeldzufluss von CHF 166.9 Mio. erzielt werden. Aufgrund der erheblichen Kurseinbrüche an den Finanzmärkten reduzierten sich die betreuten Kundenvermögen trotzdem um 10.5 Prozent von CHF 6.5 Mrd. per Ende 2021 auf CHF 5.8 Mrd. Ende 2022.
Die Bilanzsumme belief sich per 31. Dezember 2022 auf CHF 1’198.4 Mio. Die Kapitalrendite, berechnet als Quotient aus Jahresgewinn und Bilanzsumme, verbesserte sich auf 0.7 Prozent (Vorjahr 0.6 Prozent).
Risiken und Unsicherheiten
Die Neue Bank pflegt einen vorsichtigen, konservativen Umgang mit den im Bankgeschäft vorhandenen Risiken und Unsicherheiten. Die grössten Risiken sind dabei:
- Marktrisiken: Schwankungen von Zinsen, Währungen und Kursen auf den Finanz- und Kapitalmärkten;
- Kreditrisiken: Bonitäts-, Länder-, Abwicklungs- und Klumpenrisiken;
- Liquiditätsrisiken: Abruf- und Terminrisiken sowie das Refinanzierungs- und das Marktliquiditätsrisiko;
- Operationelle und rechtliche Risiken: Transaktions-, System-, Überwachungs-, Reputations- und Verhaltensrisiken sowie rechtliche, steuerliche und regulatorische Risiken.
Diese Risiken werden durch die festgelegte Risikopolitik und die darauf basierenden Reglemente und Weisungen begrenzt. Eine detailliertere Beschreibung des Risikomanagements findet sich im Anhang zur Jahresrechnung.
Die Gesamtverantwortung für die Risikopolitik liegt beim Verwaltungsrat. Während die Aufgaben des Risikomanagements den operativen Einheiten zugewiesen werden, obliegt die Gesamtrisikosteuerung der Geschäftsleitung. Die Abteilung Riskcontrolling unterstützt die Geschäftsleitung als Koordinationsstelle zur Überwachung des Gesamtrisikoexposure und als beratende Stelle zur Entscheidungsvorbereitung. Die Überwachung der Einhaltung der erlassenen Vorschriften erfolgt im Rahmen des Internen Kontrollsystems.
Eigene Aktien
In der Berichtsperiode hielt die Bank keine eigenen Aktien im Bestand.
Ereignisse nach dem Bilanzstichtag
Nach dem Bilanzerstellungsdatum sind keine Ereignisse eingetreten, die einen wesentlichen Einfluss auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Bank haben.
Ausblick
Die Anzahl der Mitarbeitenden ist in den vergangenen Jahren graduell angestiegen. Um weiterhin zeitgemässe Arbeitsplätze bieten zu können sowie die Grundlage für weiteres Wachstum zu schaffen, hat sich die Geschäftsleitung dazu entschieden, die bislang vermieteten Geschäftsräumlichkeiten an der Marktgass 21 für den Eigengebrauch zu nutzen. Dieser Schritt hat Investitionen für die Integration und die damit verbundenen technischen Anpassungen zur Folge. Ebenfalls sind Erneuerungen im Bereich der Kundenzone, wie zum Beispiel die Modernisierung der Besprechungszimmer und Konferenzräume, geplant. Auch die IT-Investitionen, mit dem Ziel mittelfristig Effizienzsteigerungen und Prozessautomatisierungen zu erreichen, werden fortgesetzt.
Nachdem im Geschäftsjahr 2022 in den meisten Anlageklassen Kursverluste zu verzeichnen waren, ist der Start in das Börsenjahr 2023 positiv ausgefallen. Die hohe Inflation führte dazu, dass die Zinsen schneller als erwartet angehoben wurden, was auch für Obligationen historische Einbussen bedeutete. Aus unserer Sicht hat die Inflation den Höhepunkt im vergangenen Jahr erreicht, wird aber vermutlich noch länger über dem von den Notenbanken gewünschten Zielwert notieren. Dies führt voraussichtlich zu einem weiteren Anstieg der kurzfristigen Zinsen in verschiedenen Währungen. Obwohl wir von stabileren Märkten als im Vorjahr ausgehen, kann aufgrund einer möglicherweise zu restriktiven Geldpolitik eine globale Rezession nicht ausgeschlossen werden.
Der starke Zinsanstieg und die Aufhebung der Negativzinsen beeinflussten unsere Zinsmarge positiv. Zum einen fielen ab Ende September 2022 die zu zahlenden Negativzinsen an die Schweizerische Nationalbank weg, zum anderen konnten wir, da wir den Grossteil der uns anvertrauten Gelder kurzfristig veranlagten, von den anziehenden Zinsen profitieren. Gleichzeitig erhielten auch die Kunden wieder Zinsen auf ihren Einlagen. Wir erwarten auch für das laufende Jahr einen soliden Beitrag der Zinsseite und gehen davon aus, das Zinsergebnis des Vorjahres zu übertreffen. Obwohl wir zuversichtlich gestimmt sind, was den Zufluss von Kundengeldern anbelangt, so ist die Entwicklung der gesamten betreuten Kundengelder stark marktabhängig. Eine Rezession hätte negative Effekte zur Folge, ebenso wie eine weitere Eskalation im Ukrainekrieg. Trotz der bestehenden Unsicherheiten werden wir alles daransetzen und sind zuversichtlich, unsere gesteckten Jahresziele zu erreichen.