«Fight the Fed»

Obligationen

«Don’t fight the Fed» – leg dich nicht mit der US-Notenbank an. Dieser Börsenweisheit sollte man nicht nur in Phasen lockerer Geldpolitik Beachtung schenken, sondern auch dann, wenn die Währungshüter – wie aktuell – die Zinsen markant anheben. Doch im Moment trauen die Anleger:innen den Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell nicht so recht über den Weg und fordern die Fed heraus – entsprechend dem gegenläufigen Leitsatz: «Fight the Fed». Während Powell die Marktteilnehmer:innen auf weiter steigende Zinsen mit anschliessendem längeren Verharren auf diesem Niveau einzustimmen versucht, rechnen die Anleger:innen bereits in diesem Jahr mit Zinssenkungen. Der nachfolgende Chart zeigt die an den Terminmärkten gehandelten Zinserwartungen zum US-Leitzins:

Aktuell ist am Terminmarkt für die Fed-Sitzung vom 1. November 2023 eine Senkung von 0.25% eingepreist. Jedoch befinden sich die Notenbanken weiterhin auf einer Gratwanderung zwischen Inflation und Rezession. Weder von der Bewältigung der Inflation, noch dem Ausschliessen einer möglichen Rezession können die Notenbanken zum aktuellen Zeitpunkt ausgehen. Die Investor:innen sind jedoch der Meinung, dass die Zentralbanken die Inflation in den Griff bekommen, ohne dabei eine Rezession auszulösen. Behalten sie Recht, bleibt das Potenzial für weitere Anstiege bei den Renditen vorerst begrenzt. Auch wir sehen bei den Renditen keine allzu grossen Sprünge mehr und empfehlen Käufe von Anleihen mit guter Bonität. Denn sollte es trotz allem zu einer Rezession kommen, würden sichere Anleihen aufgrund sinkender Renditen davon profitieren.

Aktien

Auch an den Aktienmärkten legen sich die Anleger:innen mit der Fed an. Trotz restriktiver Geldpolitik sowie weiterhin bestehender Inflations- und Rezessionsrisiken, überwiegt an den Börsen zurzeit die Zuversicht. Die wirtschaftliche Erholung in China nach dem Ende der Null-Covid-Strategie, die vorerst abgewandte Energiekrise in Europe und die weltweit sinkenden Inflationsraten liessen die Rezessionsängste in den Hintergrund rücken und verhalfen den Märkten zu einem fulminanten Jahresauftakt. So liegt der MSCI World Index in USD bereits nach eineinhalb Monaten mit über 8% im Plus. Dieser Optimismus hatte auch Auswirkungen auf die Neue Bank Ampel. So drehten am 23. Januar 2023 unsere in der Ampel berücksichtigten Trendindikatoren ins Positive, was uns dazu veranlasst hat, unsere Teilabsicherung bei den Aktien komplett aufzulösen. Somit steht die Neue Bank Ampel auf Gelb, was einer neutralen Ausrichtung der Risikoanlagen entspricht.

Betrachtet man die Signale der Ampel rückblickend für das Anlagejahr 2022, waren diese unbefriedigend und brachten nicht den gewünschten Erfolg: Die Absicherung der Aktien wurde zu spät angezeigt. Aufgrund unseres sehr aktiven Ansatzes ist dies leider nicht immer zu vermeiden, die Signale sollten deshalb in einem längeren Kontext gesehen werden. So gab es in der Vergangenheit sehr wohl gute Signale, um insbesondere bei grossen Rückschlägen die Risiken so zu reduzieren, dass die Vermögensverluste gegenüber dem Gesamtmarkt geringer ausfielen.

«Wir setzen weiterhin konsequent auf unsere Neue Bank Ampel, denn trotz kurzfristigen Rückschlägen sollte man an seiner Strategie festhalten.»

Konjunktur

Überraschend stark sind auch die US-Detailhandelsumsätze ins Jahr gestartet. Nach dem Rückgang im Dezember verzeichnete der Detailhandel im Januar ein Umsatzplus von 3%, was der stärkste Anstieg seit März 2021 ist. Die Stimmung der US-Haushalte hat sich angesichts der rückläufigen Inflation und dem nach wie vor soliden Arbeitsmarkt weiter verbessert. Da die Konsument:innen den grössten Anteil am US-Bruttoinlandprodukt (BIP) ausmachen, sollte die US-Wirtschaft gut ins neue Jahr gestartet sein. Auf der anderen Seite zeigen die wichtigsten globalen Vorlaufindikatoren noch eine Kontraktion der Wirtschaft an. So verharrt der globale Einkaufsmanagerindex mit 49.8 Punkten den sechsten Monat in Folge knapp unter der Wachstumsschwelle von 50. Auch unser Konjunkturindikator liegt noch im Rezessionsbereich, jedoch hat er sich im Berichtsmonat deutlich erholt. Aufgrund der aktuellen Datenlage könnte die Wirtschaft in Europa sowie den USA den «Rezessionseisberg» umschiffen.

Währungen

Währungsrisiken werden oft unterschätzt. Sie kommen zum Risiko einer Anlage dazu und können die Rendite massgeblich beeinflussen. Beispiel: Ein Schweizer Anleger möchte aufgrund der höheren Zinsen in USD-Anleihen investieren. Er kauft Anfang November 2022 für USD 10’000 eine 5-jährige USD-Anleihe mit einer Rendite von 4.5%. Der Wechselkurs USD/CHF lag dazumal bei der Parität. Somit musste er dafür CHF 10’000 bezahlen. Rund vier Monate später liegt der USD/CHF bei knapp 0.93, das bedeute, dass seine USD-Anleihe in CHF nur noch einen Wert von CHF 9’300 hat. Seine Anlage hat somit 7% an Wert verloren und ihren Zinsvorteil innerhalb kurzer Zeit deutlich verringert. Vor allem Anleger die in Schweizer Franken denken, müssen aufgrund der Stärke des CHF vorsichtig agieren. Bei Obligationen empfehlen wir immer die Fremdwährungsrisiken abzusichern und bei Aktienanlagen setzten wir auf unseren Währungsindikator, welcher uns das Signal zum Absichern oder Nichtabsichern liefert. Aktuell empfiehlt der Indikator eine Absicherung der USD gegen CHF.

Alternative Anlagen

Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet für 2023 mit einer weltweiten Rekordnachfrage nach Rohöl von 102 Mio. Fass pro Tag. So soll das Angebot mit einer stärkeren Nachfrage nicht Schritt halten können, selbst wenn zu Jahresbeginn noch ein Angebotsüberschuss von 1 Mio. Fass pro Tag resultiert. Gemäss IEA soll das zunehmende Ungleichgewicht vor allem in der zweiten Jahreshälfte zu höheren
Ölpreisen führen. Als Hauptgrund wird der Energiehunger von China genannt die nach dem Ende ihrer Null-Covid-Strategie für mehr als die Hälfte der globalen Nachfrage verantwortlich sein werden. Unserer Meinung nach dürften aber auch die OECD-Länder ihre Nachfrage deutlich hochfahren. Im Kampf gegen hohe Energiepreise haben diese nämlich in den letzten zwei Jahren ihre strategischen Ölreserven regelrecht geplündert. Allein die USA haben im Jahr 2022 unglaubliche 221 Mio. Fass freigegeben, wodurch ihre Ölvorräte auf den niedrigsten Stand seit 1984 gefallen sind:

Dies soll nun in die andere Richtung gehen und die USA haben bereits angekündigt, ihre Lager wieder füllen zu wollen. Die USA werden hier aber sicher vorsichtig agieren, denn einen zu stark steigenden Ölpreis, mit der Folge eines erneuten Anstiegs der Inflation, wollen sie sicher vermeiden.

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