«Droht in den USA eine Rezession?»
Konjunktur
Die US-Arbeitsmarkdaten von Anfang August befeuerten die Befürchtungen der Anleger, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession rutschen könnte. Vor allem der unerwartete Anstieg der Arbeitslosenquote von 4.1% auf 4.3%, sorgte für Ungemach, da dadurch die Sahm-Regel ausgelöst wurde, welche historisch den Beginn einer Rezession zuverlässig angekündigt hat. Die von der Ökonomin, Claudia Sahm, erfundene Regel signalisiert den Beginn einer Rezession, wenn sich der Dreimonatsdurchschnitt der Arbeitslosenquote um 0.5% oder mehr über ihrem Tiefststand der vergangenen 12 Monate befindet.
Die Sahm-Regel ist ein nachlaufender Konjunkturindikator, folglich müssten wir uns aktuell bereits in einer Rezession befinden. Obiger Chart veranschaulicht wie der Sahm-Indikator jeweils nach Beginn einer Rezession das Signal (Trigger-Punkte) anzeigte. Da Aktienkurse erwartete Ereignisse im Voraus einpreisen, müssten wir uns bereits in einer Korrekturphase befinden – in der Vergangenheit war dies zumindest immer so (vgl. obiger Chart). Momentan befinden sich die US-Börsen jedoch nahe ihren Höchstständen, was nicht für eine bereits begonnene oder sich abzeichnende Rezession spricht. Aber auch unsere Konjunkturindikatoren, welche wir in der Neue Bank Ampel berücksichtigen, haben Ende August in den Rezessionsbereich gedreht. Da es sich bei den von uns berücksichtigten Daten um vorauslaufenden Indikatoren handelt, reagieren diese bereits vor einem möglichen Abschwung. Somit ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass es in den USA zu einer Wirtschaftskontraktion kommen könnte. Wir sind vorsichtiger geworden und haben Risikoanlagen reduziert.
Aktien
Die zuvor beschriebenen Konjunktursorgen, plus geldpolitische Massnahmenführten im August an den Aktienmärkten zu einem starken Anstieg der Volatilität. Lag der VIX Index – US-Volatilitätsindex – Anfang August noch bei tiefen 15, sprang er innerhalb von nur drei Tagen auf über 60. Das entspricht einem Niveau, welches zuletzt während der Coronakrise erreicht wurde. Folglich korrigierten die Börsen zum Teil heftig. Vor allem der japanische Aktienindex Nikkei225 verlor an einem Tag mehr als 12%, was für einen Index als historisches Extremereignis einzuordnen ist. Gegenüber den anderen Handelsplätzen machten sich die Verwerfungen in Japan aufgrund einer bekannten spekulativen Handelsstrategie, dem Carry-Trade, deutlich stärker bemerkbar. In
diesem Fall haben sich Investoren aufgrund des tiefen Zinsniveaus in japanischen Yen verschuldet und anschliessend das Kapital in Regionen mit höheren Renditen angelegt, wie z.B. in den USA. Doch die japanische Notenbank wurde in ihrer Geldpolitik restriktiver und hob den Zinssatz überraschend an. In Folge dessen gewann der Yen erheblich an Wert und der Carry-Trade wurde für einige Investoren zum heissen Eisen, weshalb sie ihre Positionen im Eiltempo auflösten. Mittlerweile haben sich die Märkte wieder beruhigt und liegen über oder nahe ihren Höchstständen. Die Neue Bank Ampel hat im August zwei Signale generiert und steht neu auf orange bzw. leicht bärisch. Das erste Signal wurde Anfang August aufgrund des starken Anstiegs der Volatilität angezeigt und das zweite Ende August aufgrund der verschlechterten Konjunkturdaten. Aus diesem Grund haben wir unsere Aktienpositionen zweimal reduziert und sind in dieser Anlagekategorie nun untergewichtet.
Obligationen
Obligationenfonds und ETFs auf Staatsanleihen liegen noch deutlich unter ihren Höchstständen von 2020. Anleihen litten in den letzten Jahren stark unter den Zinserhöhungen, welche von den Notenbanken vorgenommen wurden, um die hohe Inflation zu bekämpfen. So verlor z.B. der Index auf US Staatsanleihen von August 2020 bis Oktober 2023 knapp 19% an Wert. Historisch gesehen war der Rückschlag in der Höhe und Länge noch nie so ausgeprägt.
Bis vor kurzem herrschte am Markt noch die Meinung «higher for longer», sprich die Zinsen bleiben noch länger auf einem erhöhten Niveau. Mittlerweile hat sich der Wind etwas gedreht und die führenden Notenbanken haben bereits mit Zinssenkungen begonnen oder stellen zumindest solche in Aussicht. Selbst der Nachzügler, die US-Notenbank Fed, wird sich Ende September einer ersten Zinssenkung nicht mehr verschliessen können. Somit sind Leitzinssenkungen auf breiter Front realistischer geworden, was die Voraussetzungen für Anleihen grundlegend ändert. Sinkt nämlich das Zinsniveau, dann sinkt auch die Marktverzinsung (Rendite) von Anleihen bzw. der Kurs der Obligationen steigt, was zu Kursgewinnen führt. Entscheidend wird sein, wie stark die Notenbanken die Zinsen senken und ob eine Rezession verhindert werden kann. Sichere Staatsanleihen würden jedoch auch von einem Abrutschen in die Rezession profitieren, da Investoren bei einem solchen Ereignis in sichere Bonds flüchten. Aus unserer Sicht können sichere Staatsanleihen auf dem aktuellen Niveau interessant sein, da diese von Zinssenkungen profitieren und zudem Schutz vor einer möglichen Rezession bieten. Wir haben in unseren Mandaten die Quoten der Staatanleihen im August erhöht und sind nun bei den Obligationen übergewichtet.
Währungen
Im Zuge der jüngsten Börsenturbulenzen kam das Erkennungsmerkmal des Schweizer Frankens wieder voll zum Tragen: Er gilt als sicherer Hafen in stürmischen Zeiten. Anleger flüchten in den CHF, da die Schweiz, aus politischer und wirtschaftlicher Sicht, Schutz in unsicheren Zeiten bietet. Als Folge wertete sich der Franken seit Ende Juli gegenüber anderen Hauptwährungen deutlich auf. So verlor der USD gegen den CHF innerhalb eines Monats rund 4% an Wert. Auch unser Währungsindikator hat reagiert und zeigt an, die USD in den Portfolios mit Referenzwährung CHF abzusichern. Wir haben dies Mitte August umgesetzt und einen Teil der USD-Positionen mittels Devisentermingeschäften abgesichert.
Alternative Anlagen
Aktuell eilt der Goldpreis von einem Hoch zum nächsten. Der Wert eines
Standardbarrens (12.5kg) hat mittlerweile die Marke von USD 1 Mio. durchbrochen. Für den Anstieg gibt es keinen eindeutigen Grund, sondern ein Mix aus verschiedenen Faktoren. Ein wichtiger Treiber ist die anhaltend hohe Nachfrage nach Gold. Besonders ins Gewicht fallen die starken Zukäufe von Notenbanken aus den Schwellenländern, um sich unabhängiger vom US-Dollar zu machen. Zudem ist Gold eine Krisenwährung. Anleger suchen bei wirtschaftlichen und geopolitischen
Krisen Sicherheit im Gold. Die Unruhen im Nahen Osten, der Krieg in der Ukraine sowie schlechte Konjunkturdaten wirken somit stützend für den Goldpreis. Zusätzlich spielen dem Gold die aktuellen Zinssenkungsphantasien in die Karten, denn tiefere Realzinsen bedeuten geringere Opportunitätskosten für das Halten von Gold, da Gold keine Zinsen und Dividenden abwirft. Auch die aktuelle US-Dollar Schwäche wirkt stützend, da die Korrelation zwischen Gold und USD in der Regel negativ ist, was bedeutet, dass das gelbe Edelmetall und der US-Dollar sich oft in die entgegengesetzte Richtung entwickeln. Seit Anfang Juli rät unser Momentumindikator zum Kauf von Gold. Dementsprechend haben wir seit diesem Zeitpunkt eine Position in Gold aufgebaut. Da die aktuelle Lage sowie das Momentum weiterhin für Gold sprechen, halten wir an unserer Position fest.