«Die Deglobalisierung»

Konjunktur
Nach dem zweiten Weltkrieg gab es zahlreiche Vereinbarungen und Institutionen – angeführt von der Charta der Vereinten Nationen, ergänzt durch die Welthandelsorganisation, den internationalen Währungsfonds und die Weltbank – die dafür sorgten, dass die Länder innerhalb gewisser Regeln untereinander Handel betreiben können und die Weltwirtschaft so prosperiert. Dies unterstützte die Globalisierung, die unter anderem dafür sorgte, dass Güter hauptsächlich dort produziert wurden, wo sie am günstigsten hergestellt werden konnten. Dadurch blieb die Inflation in vielen Regionen über Jahrzehnte stabil um die 2% p.a., wovon nicht zuletzt auch die Konsument:innen profitierten. Diese Entwicklung scheint den Zenit überschritten zu haben und es gibt verschiedene Anzeichen, welche dies unterstreichen. Da wäre der Einmarsch von Russland in die Ukraine, welcher von den meisten Nicht-OECD Mitgliedern fast gleichgültig hingenommen wird, wodurch die zuvor für Stabilität sorgenden Regeln und Vereinbarungen in Frage gestellt werden. Die Corona-Krise zeigte wiederum, wie hoch die Abhängigkeit von der Werkbank China ist, als es aufgrund der dortigen Lockdown-Massnahmen zu enormen Lieferverzögerungen kam. Aber auch die Beziehung zwischen den USA und China, welche immer weiter erkaltet, gefährdet die globale Stabilität. Die dadurch eingeleitete Deglobalisierung kann zu Störungen von Lieferketten führen und wenn vermehrt nur noch mit Verbündeten gehandelt wird, endet dies letztlich in einer höheren strukturellen Inflation. Zudem werden weltweit die Militärausgaben erhöht, was zu einem Rückgang produktiver Investments führt und letztlich die Wohlfahrt hemmt. Dieser Prozess führt nicht nur zu kurzfristigen Veränderungen, sondern wird Auswirkungen auf unsere längerfristige Zukunft haben.

Obligationen
Finanzmarktteilnehmer:innen beobachten sich gerne gegenseitig. Dabei fällt auf, dass Fondsmanager:innen seit Ende letzten Jahres Anleihen übergewichtet haben. Natürlich scheinen Obligationen deutlich attraktiver, nachdem die Renditen sichtbar angestiegen sind. Zudem helfen rückläufige Energiepreise dabei, die Inflation einzudämmen. Die beginnende Deglobalisierung und die Gefahr einer bevorstehenden Rezession führen ebenfalls zu einer Bevorzugung weniger risikoreicher Anlagen. Ein Rückblick erscheint interessant, um zu ermitteln, wann eine solche Übergewichtung zum letzten Mal festgestellt wurde. Dies war während der Finanzkrise und die höchste Übergewichtung wurde im März 2009 gemessen, als die Aktienmärkte ihren Tiefpunkt erreicht hatten.

Aktien
Die oben beschriebene Anleihenübergewichtung geht einher mit einer Untergewichtung in Aktien, welche ebenfalls zuletzt in den Jahren 2008/09 in dieser Deutlichkeit auftrat. Da es sich bei dieser Beobachtung letztlich auch um ein Stimmungsbild handelt, kann durchaus konstatiert werden, dass Fondsmanager:innen – als wichtige Player an den Finanzmärkten – aktuell eine zurückhaltende Erwartung für Aktien aufweisen. Nüchtern festgestellt, ist dies oft am Beginn einer Hausse der Fall. Trotzdem bleiben wir neutral gewichtet. Konjunkturelle Bedenken und die historisch eher hohe Bewertung von Aktien halten uns derzeit von einer Aufstockung risikoreicherer Anlagen ab.

Währungen
Währungen sind Schwankungen unterlegen. Diese können je nach Währungspaar sehr beträchtlich sein oder sich über längere Zeit ausgleichen. Die Veränderungen richten sich langfristig an der Kaufkraftparität, können aber zwischenzeitlich deutlich davon abweichen. Ältere Anleger: innen mögen sich wahrscheinlich noch an einen Wechselkurs des USD/CHF von 3.00 oder höher erinnern. Aktuell liegt das Umtauschverhältnis bei 0.91. Der nachfolgende Chart zeigt die Entwicklung über die vergangenen 40 Jahre. Während die ersten 30 Jahre einen Abwärtstrend zeigen, ist der Verlauf seither seitwärts. Aber auch innerhalb der 30 Jahre anhaltenden negativen Tendenz kam es immer wieder zu deutlichen USD-Aufwertungen.

Gemessen an der relativen Kaufkraftparität, hätte sich der USD aber auch in den letzten 10 Jahren um ca. 20% abschwächen müssen. Dies unterstreicht, wie lange sich die Finanzmärkte von realwirtschaftlichen Zahlen abkoppeln können und wie schwierig es deshalb ist, Fremdwährungsmanagement zu betreiben. Die Neue Bank hat vor Jahren einen Indikator entwickelt, welcher jeweils anzeigt, wann eine Absicherung zu empfehlen ist. Dabei stützen wir uns ausschliesslich auf technische Faktoren. Insbesondere bei länger anhaltenden Trends hat sich das System bewährt. Seit dem 2. Dezember 2022 wird eine Abschwächung impliziert, weshalb wir einen Teil der USD-Anlagen in den CHF-Portfolios abgesichert haben.

Alternative Anlagen
Vergangenen Oktober bzw. November berichteten wir darüber, wie Cat-
Bond Anlagen aufgrund des Hurrikan Ian unter Druck geraten sind. Der Rückschlag schien übertrieben, doch aufgrund von gewissen Unsicherheiten, hatte sich der Markt damals noch nicht erholt. Wir empfahlen, die Schwäche für Käufe auszunutzen.

Der von uns als «Bester seiner Klasse» identifizierte GAM Star Cat Bond Fund kam ebenfalls unter Druck (siehe Chart), hat den seinerzeitigen Rückschlag aber mittlerweile mehr als wettgemacht. Seit unseren Kaufempfehlungen hat der Fonds mehr als 7% zugelegt. Für uns ist dies allerdings keine Tradingposition, sondern eine Investition, welche wir langfristig halten. Da diese Anlageklasse weder mit Aktien noch mit Anleihen korreliert, eignet sie sich ausgezeichnet zur Diversifikation eines Portfolios.

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