«Der Euro fällt und fällt»

Währungen

Für einen Euro (EUR) bekommt man mittlerweile weniger als einen Schweizer Franken (CHF). So tief war der Wechselkurs zuletzt im Januar 2015, als die Schweizerische Nationalbank (SNB) die damals festgelegte Untergrenze von 1.20 aufgehoben hatte. Dank der konjunkturellen Erholung stieg der EUR in der Folge auch ohne Stützung der SNB bis 2018 wieder auf 1.20. Danach begann aber ein bis heute andauernder Abwärtstrend, welcher nur kurz – aufgrund der konjunkturstützenden Massnahmen während der Corona-Krise – unterbrochen wurde. Dank unserem Währungsindikator hatten wir während der Abwärtstrends jeweils die EUR in den gemischten CHF-Portfolios abgesichert.

Der CHF besitzt schon lange das Label einer Safe-Haven-Währung. Das bedeutet, wenn die globale Konjunktur sich abschwächt, aber vor allem auch, wenn bei Krisen die Unsicherheiten steigen, ist die Flucht in den CHF ein beliebtes Mittel, um Vermögen zu sichern. Das spricht für das grosse Vertrauen in die Schweiz als sicherer Hort. Dieses Vertrauen gründet in den seit vielen Jahrzehnten stabilen politischen Verhältnissen, einhergehend mit einer soliden Finanzpolitik. Ein weiterer Punkt für die Aufwertung des CHF gegenüber allen anderen Währungen ist, dass die Inflation in der Schweiz meist deutlich tiefer liegt, so auch jetzt. Während in der Eurozone die Inflation bei 8.1% p.a. steht, ist sie in der Schweiz nicht einmal halb so hoch (3.4% p.a.). Natürlich sorgt auch die Währungsentwicklung dafür, dass die Schweiz zuletzt weniger unter den stark ansteigenden Preisen litt. Im Gegensatz zu allgemeinen Vermutungen ist die Konjunkturforschungsstelle der ETH aber der Meinung, dass dies höchstens einen Prozentpunkt der Differenz ausmacht. Ein viel entscheidenderer Grund sind die kaum teurer gewordenen Nahrungsmittel in der Schweiz. Was sich aktuell positiv auf die Inflationsentwicklung auswirkt, kommt den Verbraucher:innen ausserhalb von Krisenzeiten teuer zu stehen. Die Preise von in der Schweiz angebauten Nahrungsmitteln sind wegen protektionistischen Massnahmen vom Weltmarkt abgekoppelt. Ausländische Agrarprodukte werden durch Importzölle auf das höhere Niveau in der Schweiz angehoben, um die Landwirt:innen vor ausländischer Konkurrenz zu bewahren. Dadurch sind die Preise in der jetzigen Krise zwar stabil, dafür ist das Preisniveau aber generell weit höher. Auch die Strompreise sind in der Schweiz bislang kaum gestiegen, da man nur im Winter Strom importieren muss. Das wird aber auch dazu führen, dass gewisse Effekte, welche sich in der Eurozone sofort niedergeschlagen haben (in der Eurozone wird fast 20% des Stroms aus Gas hergestellt, wodurch die Strompreise viel schneller angestiegen sind), sich in der Schweiz erst verzögert zeigen werden. Denn auch bei Nahrungsmitteln bestimmt
nicht der Rohstoff alleine den Preis sondern gestiegene Kosten für Düngemittel und Energiekosten bei Ernte und Weiterverarbeitung werden mit der Zeit auf die Produkte überwälzt. Aufgrund der Unterschiede in der Inflationsentwicklung ist der faire Wert des EUR/CHF-Wechselkurses nach unserer Berechnung der relativen Kaufkraftparität mit 0.87 sogar noch deutlich tiefer, als der aktuell gehandelte. Wir halten an unserer Absicherung fest.

Konjunktur

Jerome Powell, der Präsident der US-Notenbank (Fed), gab zu Protokoll, dass der Kampf gegen die Inflation priorisiert wird. Zwar versucht die Fed nicht, das Land in eine Rezession zu stürzen, ein gewisses Risiko wird aber in Kauf genommen. Dies schlägt sich auch in den Konjunkturindikatoren nieder, welche sich deutlich verschlechtert haben.

Auch unser Rezessionsindikator könnte bei anhaltendem Trend bald ein
entsprechendes Signal geben.

Obligationen

Auch am Anleihenmarkt liegt der Fokus mittlerweile weniger auf der gestiegenen Inflation als vielmehr auf einer drohenden Rezession. Gleichzeitig haben sich auch die Inflationserwartungen verringert.

«Auch am Anleihenmarkt liegt der Fokus mittlerweile weniger auf der gestiegenen Inflation als vielmehr auf einer drohenden Rezession.»

Dadurch haben die zehnjährigen Bondrenditen in Europa (z.B. Deutschland von 1.8% p.a. auf 1.1% p.a.) und den USA (von 3.5% p.a. auf 2.9% p.a.) deutlich korrigiert. Noch liegen wir aber weit über den Sätzen, welche zu Beginn des Jahres vorherrschten, als zum Beispiel in Deutschland noch keine positive Rendite mit zehnjährigen Staatsanleihen erzielt werden konnte.

Aktien

Die Indizes auf globale Aktien weisen für die erste Jahreshälfte einen Verlust von ca. 20% aus (in USD gemessen). Dies ist durchaus beachtlich. Dennoch sind die Bewertungen historisch gesehen immer noch überdurchschnittlich. Es ist deshalb fraglich, ob eine mögliche Rezession schon eingepreist wäre. Und natürlich gibt es auch Schreckensszenarien für die kommenden Monate, welche sich – aufgrund der Abhängigkeiten Europas von russischem Gas – projizieren lassen. Auf der Anlageseite gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren, strukturiert und nicht emotional vorzugehen. Wir setzen deshalb auf die Neue Bank Ampel, welche zurzeit auf Gelb (neutral) steht.

Alternative Anlagen

Die Kurse für Gas und Weizen an den Rohstoffbörsen, welche aufgrund des Krieges der Russen in der Ukraine besonders im Fokus stehen, haben sich etwas entspannt. Zwei Ereignisse führten zu diesem Preisrückgang: Einerseits will Kanada nun doch eine gewartete Turbine für die Pipeline Nord Stream 1 zurückschicken, was die Lieferung von wieder mehr russischem Gas wahrscheinlicher macht und andererseits soll es zu Verhandlungen bezüglich eines Korridors für Nahrungsmittelexporte über das Schwarze Meer zwischen Russland und der Ukraine in der Türkei kommen. Ob die Hoffnung auf eine anhaltende Entspannung gerechtfertigt ist, kann nur die Zukunft zeigen. Wir bleiben, zumindest vorerst noch, in Rohstoffen investiert.

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