«Da tanzt der Bär»

Aktien

Die hartnäckig hohe Inflation und die damit verbundene Reaktion der Notenbanken in Form von Zinserhöhungen bleiben die dominierenden Themen an den Finanzmärkten. In Folge dessen kam es im Berichtsmonat an den Aktienmärkten zu weiteren – zum Teil deutlichen – Kursverlusten.

Am US-Aktienmarkt S & P 500 schwingt mittlerweile der Bär sein Tanzbein.

Der Index liegt seit dem Höchst von Anfang Januar mit 23.5% im Minus. Per Definition (Kursverlust grösser 20%) befindet er sich somit in einem Bärenmarkt. Ein Blick in die Geschichte der Bärenmärkte zeig, dass eine schnelle V-förmige Erholung, wie in der Coronakrise 2020, eher die Ausnahme als die Regel ist. Der Finanzdienstleister Susquehanna International hat alle 12 Bärenmärkte seit 1945 analysiert und festgestellt, dass beim Eintritt in den Bärenmarkt der S & P 500 um durchschnittlich weitere 14% fällt und 103 Handelstage benötigt, bevor er den Boden erreicht. Wenn man das historische Muster auf die aktuelle Lage adaptiert, würde das bedeuten, dass der S & P 500 im November bei ca. 3250 Punkten den Boden erreicht. Ob es so kommt, weiss niemand, aber Anleger:innen sollten sich aufgrund der aktuell schwierigen Lage mit Inflation, Krieg, Zinserhöhungen und Abkühlung der Wirtschaft auf weiterhin volatile Märkte einstellen. Auch die Neue Bank Ampel hat reagiert und ist von leicht bullisch auf neutral gefallen. Folglich haben wir unsere Risikoanlagen von einem leichten Übergewicht auf neutral reduziert.

Obligationen

Es gibt keine allgemein akzeptierte Definition eines Bärenmarktes bei Obligationen aber bei einem Rückgang von -15.20% des Index auf sichere US-Staatsanleihen (siehe Grafik nächste Seite) darf man behaupten, dass auch in dieser Anlageklasse der Bär das Zepter übernommen hat. Zudem handelt es sich hierbei um den grössten Rückschlag seit Bestehen dieses Index. Das Pendant auf Staatsanleihen aus dem Euroraum hat es sogar auf ein Minus von 18.1% geschafft und liegt somit fast gleichauf mit dem europäischen Aktienmarkt.

Dass Aktien und Staatsanleihen in unsicheren Zeiten fast gleich stark korrigieren, ist aussergewöhnlich, aber dem extrem tiefen Zinsumfeld geschuldet. Früher, in Zeiten höherer Zinsen, fungierten die höheren Kupons noch als Puffer bei Renditeanstiegen. Nun, in Zeiten von Negativzinsen, fällt dieser weg. Steigen nun die Renditen stark an – wie aktuell – kommt es zu einem stärkeren Preisrückgang der Anleihen. Hierzu folgendes Beispiel: Eine 10-jährige Deutsche Staatsanleihe mit einem Kupon von 0% hatte Anfang März eine Rendite von ebenfalls 0% bei einem Kurs von 100. Bis Mitte Juni ist die Rendite auf knapp 1.7% gestiegen. Damit die Null-Kupon-Anleihe marktkonform rentiert, fiel der Kurs auf etwa 84, was ein Kursverlust von -16% bedeutet. Dies soll aufzeigen, dass Anleger:innen auch bei Obligationen temporär mit starken Wertschwankungen rechnen müssen. Das bedeutet aber nicht, dass Anleihen ihre Funktion in einem gestreuten Portfolio verlieren.

Gerade im aktuellen Umfeld ist es aber umso wichtiger mehr auf Qualität zu achten.

Darum setzen wir in den Portfolios auf sichere Staats- und Unternehmensanleihen mit hohem Bonitätsrating.

Konjunktur

Die US-Konjunkturdaten im Berichtsmonat zeigen, dass die hohe Inflation das Wachstum der US-Wirtschaft zunehmend beeinträchtigt. So sind die Umsätze im US-Einzelhandel überraschend geschrumpft. Auch die Stimmung am US-Häusermarkt hat sich im Juni eingetrübt, da sich der Zinssatz für 30-jährige Festhypotheken von 3 auf 6% verdoppelt hat. Negativ überrascht haben auch die Aktivitätsindikatoren aus dem verarbeitenden Gewerbe. So notieren der Philadelphia Fed und der New York Empire Index im Kontraktionsbereich. Auch die Leading Indicators gaben erneut nach und signalisieren eine deutliche Verlangsamung des Wachstums. Auch unser Konjunkturindikator zeigt eine Verlangsamung an, aber noch keine Rezession.

Währungen

Auch am Währungsmarkt steppt der Bär. Der japanische Yen hat gegen den USD seit Jahresanfang knapp 16% an Wert verloren und ist auf dem tiefsten Stand seit 1998 gefallen. Gar auf einem Allzeittief befindet sich der JPY gegen den Schweizer Franken (seit Jahresanfang -11%). Der extrem schwache Yen ist auf die Geldpolitik der Bank of Japan zurückzuführen. Japans Zentralbank widersetzt sich bis jetzt dem globalen Trend zur geldpolitischen Straffung und hält unbeirrt an ihrem lockeren Kurs mit negativem Leitzins und Zinskurvenkontrolle fest. Wir haben schon seit längere Zeit unserer JPY-Positionen in den CHF- und USD-Mandaten abgesichert und halten an diesen auch weiterhin fest.

Alternative Anlagen

In der Kryptowelt feiert der Bär aktuell ohne Hemmungen. Bitcoin wurde in den vergangenen Jahren zwar immer wieder als das neue bzw. digitale Gold angepriesen. Doch in diesem Jahr hat sich gezeigt, dass Kryptowährungen keinen Schutz vor fallenden Aktienkursen bieten. Seit dem Höchst im November 2021 ist der Kurs in der Spitze um satte 74% eingebrochen. In der Vergangenheit kam es auch schon zu höheren Rückschlägen zwischen 83 und 94%.

Langfristig betrachtet liegt der Kurs trotz des aktuellen Rückschlags immer noch deutlich im Plus. Wer in Kryptowährungen investieren möchte, muss sich der enormen Schwankungen bzw. einem möglichen Totalverlust bewusst sein. Investitionen in Kryptos sind eine «Wette» und sollten nur mit sogenanntem «Spielgeld» getätigt werden. Zur Diversifikation im Portfoliokontext eignet sich diese Anlage aufgrund der extremen
Volatilität jedoch nicht.

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