«US-Leitzinsen vor Senkung?»

Obligationen

Die Schweizerische Nationalbank hat es schon zweimal getan, die Europäische Zentralbank immerhin einmal, nur die US-Notenbank (Fed) hat sich bisher mit Zinssenkungen zurückgehalten. Zu Beginn des Jahres
wurde mit bis zu sieben Zinssenkungen in den USA gerechnet. Preisanstiege über dem Inflationsziel haben aber die Fed veranlasst, die
Leitzinsen vorerst auf dem aktuellen Niveau zu belassen. Dies führte nochmals zu steigenden Renditen und entsprechenden Verlusten auf Bondpositionen.

Ein Blick auf den obigen Chart zeigt aber, dass sowohl die Zinskurve
(10-minus 2-jährige Sätze, invers dargestellt) sowie die 10-jährigen
Renditen ihren Höchststand hinter sich haben. Wie die Historie belegt,
ist dies in aller Regel ein Signal, dass sich auch der US-Offenmarktausschuss (Entscheidungsgremium rund um den Notenbankchef) dazu entschliesst, die Zinsen zu senken. Dies lässt also durchaus einen entsprechenden Zinsschritt an der nächsten Sitzung vom 18. September erwarten. Dadurch sollten letztlich auch Anleihen wieder Auftrieb erhalten.

Konjunktur

Wie erwähnt, hat sich die Inflation noch nicht wieder unter das Zielwachstum zurückentwickelt. Dabei gilt es zu beachten, dass es unterschiedliche Arten gibt, die Preiserhöhungen zu messen. Allgemein
bekannt sind Warenkörbe für Konsumenten (CPI). Wenn davon die
Energie- und Nahrungsmittelpreisentwicklung exkludiert werden, da
diese oft kurzfristigen Schwankungen unterlegen sind, erhält man die
sogenannte Kernrate (Core CPI). Die Fed verfolgt jedoch hauptsächlich
die «Personal Consumption Expenditures Core Rate». Diese Konsumausgaben sind nicht an einen bestimmten Korb gebunden, bewegen sich oft etwas unter der Core CPI Rate.

Wie die obige Darstellung zeigt, ist aber auch noch das vom Fed bevorzugte Inflationsmass über dem Inflationsziel, läuft aber im Gegensatz zum CPI-Warenkorb weiterhin in die gewünschte Richtung. Das Szenario von Zinssenkungen wird zudem von den leicht eingetrübten
Konjunkturdaten gestützt.

Aktien

Von den Aktienmärkten fiel in der näheren Vergangenheit vor allem der
französische auf. Nach dem Rechtsruck an den Europawahlen im Juni
veranlasste Präsident Macron bekanntlich, das Parlament neu wählen
zu lassen. Im ersten Wahlgang vermochte die Rechte zu überzeugen,
nach dem zweiten Wahlgang erhielt ein Linksbündnis aus Umweltpartei,
Linkspopulisten, Kommunisten und Sozialisten die meisten Sitze.
Dies hätte sich der französische Präsident sicher anders gewünscht.
Der CAC 40 (Index der grössten 40 französischen Unternehmen)
korrigierte, relativ zu den anderen europäischen Aktien, deutlich:

Die hellblaue Linie in der obigen Grafik zeigt die relative Performance der französischen Aktien zum Stoxx 600 (600 grösste europäische Aktien). Eine solch massive Underperformance wie zuletzt kommt sonst hauptsächlich in Krisenzeiten (z.B. 2011 EUR-Krise oder 2020 Corona) vor. In diesen Fällen korrigierten sowohl der französische als auch der europäische Index, der CAC 40 aufgrund seiner «zyklischeren » Zusammensetzung einfach ausgeprägter. Aktuell verloren französische Aktien, während europäische seitwärts tendierten. Nachdem nun in Frankreich weder Links, Mitte noch Rechts eine Mehrheit haben, wird es nicht einfach, eine Regierung zu bilden. Die Rechte um Le Pen wird wohl aussen vor bleiben. Macron, der mit seinem Wahlbündnis am zweitmeisten Stimmen erreichte, hat angekündigt, nicht vor Ende der Olympischen Spiele Mitte August einen neuen Premier zu ernennen. Die Unsicherheiten bleiben somit vorerst bestehen. Insgesamt kein gutes Omen, auch nicht für weitere anstehende Wahlen dies und jenseits des
Atlantiks. Da aber nichts so heiss gegessen wie gekocht wird, bewahrheitet sich womöglich auch die Börsenweisheit, dass «politische Börsen kurze Beine haben», sprich nicht von langer Dauer sind. Unsere Ampel zeigt immer noch ein hellgrünes Signal an, weshalb wir Aktien weiterhin leicht übergewichten.

Währungen

Die norwegische Krone neigt erneut zur Schwäche. In den letzten 10
Jahren hat sich der Wechselkurs NOK/CHF beinahe halbiert. Nachdem
es vorerst nach einer Bodenbildung ausgesehen hatte, zeigte unsere
Trendmessungen im Vormonat erneut ein Absicherungssignal an. Ein
analoges Signal erhielten wir beim NOK/EUR Wechselkurs. Wer in norwegische Aktien investiert, sollte das Währungsrisiko im Auge behalten, denn obwohl Norwegen wirtschaftlich und politisch sehr stabil ist, schwächt sich die Währung immer wieder ab.

Alternative Anlagen

Bekanntlich sind wir ja in Katastrophenanleihen investiert. Diese versichern Schäden von Naturkatastrophen. Eine der häufigsten Versicherungsfälle sind Sturmschäden (Hurrikane). Diese finden normalerweise zwischen August bis Oktober statt. Nun trat der erste Hurrikan bereits zwischen Ende Juni und Anfang Juli auf. Die Meerestemperaturen sind aussergewöhnlich hoch, wodurch die Bildung dieser tropischen Wirbelstürme begünstigt werden. Treffen sie an Land auf Ballungszentren, besteht immer die Gefahr, dass es zu grösseren Schadensfällen kommt, wodurch Katastrophenanleihen ausfallen können. Wir sind über Fonds in diese Anleihen investiert. Dadurch ist eine breite Diversifikation gewährleistet, nicht nur in regionale Versicherungen von Orkanen, sondern auch über ganz anderen Naturkatastrophen weltweit. Trotz allem hat die Vergangenheit gezeigt, dass es – auch ohne tatsächliche Ausfälle – in dieser Zeit zu einer erhöhten Volatilität bei diesen Anlagevehikeln kommen kann. Wir raten schon jetzt dazu, Ruhe zu bewahren.

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